PSYCHOWISSENSCHAFTLICHE GRENZGEBIETE Ausgesuchte Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen psychowissenschaftlicher Forschung Herausgeber: Rolf Linnemann (Dipl.-Ing.) * Steinweg 3b * 32108 Bad Salzuflen * Telefon: (05222) 6558 Internet: http://www.psychowissenschaften.de E-mail: RoLi@psygrenz.de Prof. Dr. rer. nat. Werner Schiebeler Engel al s Boten Got tes und He l f e r de r Menschen Werner Schiebeler, Diplomphysiker, Prof. Dr. rer. nat., geboren 1923 in Bremen. Studium der Physik in Göttingen und 1955 Promotion mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen. Von 1955-1965 Tätigkeit in der Elektroindustrie bei der Firma Standard-Elektrik-Lorenz A.G. in Pforzheim, davon sieben Jahre als Leiter einer Entwicklungsabteilung für elektronische Fernschreibtechnik. Ab 1965 Dozent für Physik und Elektronik an der damaligen Staatlichen Ingenieurschule in Ravensburg, der heutigen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten. 1971 Ernennung zum Professor und 1983 der Eintritt in den Ruhestand. Neben den naturwissenschaftlich-technischen Lehrfächern vertrat er seit 1969 in regelmäßigen Sondervorlesungen an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten auch das Lehrgebiet Parapsychologie und Parapsychophysik und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Der Autor veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenartikel, sowie Broschüren und vier Bücher über die verschiedensten parapsychologischen Themen. Daneben erschienen über das Institut für den wissenschaftlichen Film in Göttingen von ihm zwei Filme über „Paranormale Heilmethoden auf den Philippinen“. Hierfür erhielt er 1974 von der Associazone Italiana Scientifica di Metapsichica den „Ernesto Bozzano-Preis“ und 1988 den „1. Schweizer Preis“ von der Schweizerischen Stiftung für Parapsychologie. Vorwort des Herausgebers Mit dem Eintritt in die materielle Welt bekommt jedes menschliche Wesen, d. h. jedes Kind, einen hohen unsichbaren Begleiter zur Seite. Diese Organisation der Schutzengel ist auf das Wirken Christi zurückzuführen. Der Schutzengel wartet darauf, daß der Mensch innehält, nach dem Weg fragt - und lernt zuzuhören. Im 2. Buch Mose (Exodus) 23, 20-23 heißt es: "Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn und höre auf seine Stimme! Widersetze dich ihm nicht! Er würde es nicht ertragen, wenn ihr euch auflehnt; denn in ihm ist mein heiliger Name gegenwärtig. Wenn du auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, werde ich der Feind deiner Feinde sein und alle in die Enge treiben, die dich bedrängen. Dann wird mein Engel vor die hergehen... " Was hindert uns daran, auf die Stimme des Gewissens zu hören? Es sind z. B. Ängste, das Wagnis einzugehen das Leben zu leben, Tod, Einsamkeit. Man redet viel über Erleuchtung, anstatt innerlich nach dem Weg zur Erleuchtung zu fragen. Das menschliche Leben auf der Erde ist wie ein Korridor mit zwei Türen am Ende. Auf der einen Tür steht 'Himmel', auf der zweiten Tür 'Vortrag über den Himmel'. Die meisten Leute gehen lieber zu dem Vortrag. Bad Salzuflen, im Juni 2000
- 2 - Geleitwort (von dem evangelischen Theologen Pfarrer i. R. Dr. Erich Lubahn) Das Interesse an den Engeln, den dienstbaren Geistern Gottes, hat in unseren Tagen eine neue Aktualität gewonnen. Für die wissenschaftliche Theologie ist die Frage nach den Engeln, besonders im evangelischen Raum, weitgehend noch ein Tabuthema. - Es ist beachtlich, daß die hier vorliegende Publikation von einem Physiker und Parapsychologen vorgelegt wird. Theologen und praktizierende Christen, die eng an die kirchliche Tradition gebunden sind, werden an den Ausführungen von Prof. Dr. Werner Schiebeler manches zu beanstanden haben. Für mich war es erfrischend, von einem nicht "vorbelasteten" Publizisten das Thema vorgetragen zu bekommen. Für kritische Leser erlaube ich mir einige Bemerkungen, die zum rechten Verständnis eine Hilfe sein könnten. In unserer Tradition ist der Umgang mit abgeschiedenen, verstorbenen Menschen mit dem Hinweis auf die Bibel (3. Mose 19,31; 20,6) verboten. Darauf weist auch der Verfasser hin. Dieses Bibelwort wird jedoch vielfach mißverstanden. Exegetisch meint Mose damit den Umgang mit solchen abgeschiedenen Menschen, die sich in der Trennung von Gott befinden. Wenn der Apostel Paulus mit dem Bezug auf die Propheten Jesaja und Hosea sagt: "Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?", dann spricht er hier nicht das Sterben des Menschen an, sondern seine Trennung von Gott. Diese Trennung hat Jesus Christus durch seine Erlösung überwunden (Siehe 1. Kor. 15, 55-58). Wer diese (noch) nicht angenommen hat, ist, ob er lebt oder verstorben ist, vor Gott ein Toter. Wer heute durch den lebendigen Glauben mit Jesus Christus als seinem Herrn lebt, der hat bereits das ewige Leben und damit den Tod hinter sich. Dazu sagt Jesus: "Ich versichere euch: Alle, die auf mein Wort hören und dem vertrauen, der mich gesandt hat, werden ewig leben. Sie werden nicht verurteilt. Sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht (Joh. 5,24). Der Verfasser macht in seiner Schrift deutlich, daß der von der Bibel bezeugte Umgang mit den Boten Gottes bis heute nicht aufgehört hat. In der ganzen Kirchengeschichte sind viele Zeugnisse zu finden, wie Menschen in der Hingabe zu Gott seine "dienstbaren Geister" (Hebr. 1,14) erfahren durften. Die Schrift von Prof. Schiebeler ermuntert, den Dienst der Engel wahrzunehmen. Aber für jeden Menschen, der sich nach der unsichtbaren Welt ausstreckt (13, S. 25 ff), ist es ein wichtiges Gebot, die Geister zu unterscheiden (13, S. 77 ff u. S. 204 ff). Denn auch der Teufel verkleidet sich als Engel des Lichtes, wie es Paulus bezeugt (2. Kor. 11,14). Wegen dieser Gefahr sollte man sich aber nicht blockieren lassen, den Dienst der guten Engel in Anspruch zu nehmen (13, S. 65 ff). Prof. Schiebeler sei für seinen Dienst mit dieser Schrift ganz herzlich gedankt! Christen und auch Nichtchristen werden aus der Lektüre profitieren. Sie will ein für viele Menschen verlorenes Kapitel neu erschließen.
- 3 - 1. Das Wirken der Engel nach dem Bericht der Bibel Der moderne Mensch glaubt meist nicht mehr an Gott und ein himmlisches Reich. In früheren Zeiten war das ganz anders. Seit es Menschen auf dieser Erde gibt, haben sie die Überzeugung von einer jenseitigen Welt, einem Fortleben nach dem Tode und einer Verbindungsmöglichkeit mit ihren verstorbenen Vorfahren gehabt. Sehr früh entwickelte sich dann auch die Vorstellung von göttlichen Wesenheiten mit großer Machtvollkommenheit über die irdischen Menschen. Der Glaube an sie und die daraus entwickelten Moralvorstellungen und Kultformen werden als Religion bezeichnet. Besondere Bedeutung haben vier Religionen erlangt, die als sogenannte monotheistische Religionen denselben Gott als universalen Weltenschöpfer und Weltenlenker verehren. Es sind dies in der zeitlichen Reihenfolge ihres Entstehens: Die Mosaische Religion, die Zarathustrische Religion (oder Mazdaismus), das Christentum und der Islam. Allen Vieren ist gemeinsam, daß ihre Stifter (Moses, Zarathustra, Jesus Christus und Mohammed) über unmittelbare Verbindung zur göttlichen Welt berichten und von ihr Anweisungen, Belehrungen und Hilfe entgegennahmen. Diese erfolgten in der Regel nicht unmittelbar von Gott persönlich, sondern durch Vermittler oder Boten Gottes, die wir Engel nennen (von griech. angelos = Bote) und die nichtirdische, himmlische Wesenheiten in vorübergehender Menschengestalt sind. Auch die Gefolgsleute der Religionsstifter, die Propheten, Apostel und andere Anhänger Gottes erhielten und erhalten in gleicher Weise die Unterstützung von Engeln. Die moderne Theologie bezeichnet derartige Auffassungen als mythologischen Ballast, den man schleunigst ablegen sollte. Die Forschungsergebnisse der heutigen Parapsychologie haben dagegen gezeigt, daß ein Verkehr mit der jenseitigen Welt tatsächlich möglich ist. Das gelingt heutzutage in ersten Ansätzen sogar schon mit technischen Geräten bis hin zu Fernsehübertragungen. Daher sind die Kernaussagen der vier monotheistischen Religionen über einen einzigen universalen Gott mit einer himmlischen Engelschar durchaus möglich und glaubhaft. Deshalb sagte der inzwischen verstorbene evangelische Theologe Prof. Fritz Blanke von der Universität Zürich, daß die Parapsychologie einen neuen Zugang zur biblischen Wirklichkeit der Engel und Dämonen eröffnet, und dadurch den Glauben zwar nicht ersetzt, aber für ihn Raum schafft. Dadurch können Menschen, die im Materialismus und Rationalismus versunken sind, beginnen, an ihrer bisherigen Weltanschauung zu zweifeln, und zu Religion und Christentum zurückfinden. Die Bibel enthält zahlreiche Berichte über das hilfreiche Eingreifen von Engeln in menschliche Schicksale. Einige ausgewählte Beispiele mögen das belegen. 1) Ein Engel Gottes kommt in Menschengestalt zu der von Abraham geschwängerten Leibmagd Hagar, die sich auf der Flucht vor Abrahams Frau Sarai befindet. Er sagt ihr (1. Mos. 19, 15): "Kehre zu deiner Herrin zurück und unterwirf dich ihrer Gewalt. Ich will deine Nachkommenschaft überaus zahlreich werden lassen. Dein Sohn soll Ismael heißen. Der Herr hat deinen Notschrei gehört." 2) Zwei Engel kommen zu dem in der Stadt Sodom wohnenden Lot und drängen ihn, die Stadt, die von Gott wegen ihrer Sündhaftigkeit vernichtet werden soll, mit seiner Familie schnellstens zu verlassen. (1. Mos. 19, 16): "Als er trotz Drängens immer noch zögerte, faßten die Männer (also die Engel) ihn und seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand, weil der Herr ihn verschonen wollte. Sie führten ihn und ließen ihn erst draußen vor der Stadt wieder los. Als sie nun draußen im Freien waren, sagte der eine: 'Rette dich, es gilt dein Leben. Sieh dich nicht um und bleibe nirgends in der Jordanebene stehen.'" Dieses Ereignis erfolgte nach geologischen Schätzungen um das 1900 v. Chr., als infolge vulkanischer Tätigkeit ein Erdbeben das Land verwüstete und die Erdkruste dort einsinken und unter den Seespiegel des Toten Meeres verschwinden ließ.
- 4 - 3) Als Mose sein Volk die Israeliten nach langem Ringen mit dem Pharao aus Ägypten fortführte, wo sie als Fronarbeiter in Unfreiheit gelebt hatten, setzte sehr schnell eine Verfolgung durch das "ägyptische Militär mit 600 Kampfwagen ein, denn den Pharao reute es, den Israeliten den Fortzug erlaubt zu haben. Doch der sehr umfangreiche Volkszug wurde von Engeln Gottes begleitet, geführt und geschützt. Vor dem Zug zog ein Engel in einer Wolkensäule her (2. Mos. 13, 21) und wies den Weg. Diese Wolkensäule wurde in der Nacht zu einer Feuersäule, d. h. die Wolke leuchtete. Als die Israeliten sich nun dem sog. Schilfmeer (den heutigen Bitterseen) näherten, das sie durchschreiten mußten, hatten die Ägypter sie fast eingeholt. Über diese Notlage berichtet die Bibel (2. Mos. 14, 19: "Da änderte der Engel Gottes, der bisher vor dem Heer der Israeliten hergezogen war, seine Stellung und trat hinter sie. Infolgedessen ging auch die Wolkensäule vorn vor ihnen weg und trat hinter sie, so daß sie zwischen das Heer der Ägypter und das Heer der Israeliten zu stehen kam. Und sie zeigte sich dort als Wolke und Finsternis, während sie hier die Nacht erleuchtete. So gerieten beide Heere die ganze Nacht hindurch nicht feindlich aneinander." Gott oder sein Engel drängte dann das Meer durch einen starken Ostwind die ganz Nacht hindurch zurück und legte den Meeresboden trocken. Auf diese Weise konnten die Israeliten im Schutze der Dunkelheit den seichten Meeresarm durchschreiten. Als die Ägypter am nächsten Morgen den Israeliten nachsetzten, kamen sie mit ihren Streitwagen in dem schlammigen Untergrund nur mühsam vorwärts. Auf Gottes Gebot streckte Mose seine Hand gegen das Meer aus. Der starke Wind hörte auf zu blasen, und das Wasser kehrte in sein altes Bett zurück, ohne daß die Ägypter noch Zeit hatten, eines der beiden Ufer zu erreichen. Menschen und Pferde ertranken elendiglich, und die Israeliten waren gerettet. " Als die Israeliten aber die große Wundertat sahen, die der Herr an den Ägyptern vollbracht hatte, da fürchtete das Volk den Herrn, und sie glaubten an den Herrn und an seinen Knecht Mose" (2. Mose 14, 31). 4) Sara, die einzige Tochter Raguels zu Ekbatana in Medien, war mit sieben Männern verheiratet gewesen, die alle der böse Geist Asmodäus nach kürzester Zeit hatte sterben lassen (Tobias 3, 8). Sie wurde deshalb von den Mägden ihres Vaters verhöhnt und zum Selbstmord aufgefordert. Sie bat daher Gott im Gebet, sie entweder sterben zu lassen oder vor den Schmähungen zu bewahren. Tobit, ein frommer Jude aus dem Stamm Naphtali, war zeitweise in assyrischer Gefangenschaft unter dem König Salmanassar (wahrscheinlich Salmanassar V., 726 - 722 v. Chr.) gewesen. Er hatte einen Sohn Tobias. Als Tobit zu Pfingsten bei sich ein Fest gab, wurde ihm die Nachricht gebracht, daß auf dem Marktplatz ein toter Mann liege. Sofort verließ er das Fest und begrub nach Sonnenuntergang diesen Toten. Weil er sich dadurch aber verunreinigt hatte, schlief Tobit in der Nacht mit unbedecktem Gesicht im Freien neben der Hofmauer. Als er einmal die Augen öffnete, ließen ihm Sperlinge ihre Exkremente in die Augen fallen. Daraus entwickelte sich bei ihm eine Hornhauttrübung (weiße Flecke, Tobias 2, 9), die zur Blindheit führte. Darauf bat er im Gebet Gott, ihn sterben zu lassen. Die Gebete sowohl der Sara als auch von Tobit fanden Erhörung vor der Herrlichkeit des großen Gottes (Tobias 3, 16), und Raphael (= Gott heilt), einer der sieben Erzengel, wurde abgesandt, die beiden zu heilen, nämlich die weißen Flecken von Tobits Augen zu entfernen, den bösen Geist Asmodäus zu fesseln und Sara, die Tochter Raguels, mit Tobias, dem Sohn Tobits zu vermählen. Tobias habe nämlich das Recht, so sagte der Erzengel, durch die Heirat mit Sara der Erbe von Raguel zu werden. Tobit hatte in früheren Jahren auf Reisen nach Medien bei einem Mann namens Gabael zu Rages in Medien zehn Talente Silber hinterlegt. Dessen erinnerte sich Tobit jetzt. Er gab seinem Sohn Tobias den Schuldschein und beauftragte ihn, nach Medien zu reisen (Tobias 5, 1) und die Summe zu holen. Er sollte sich zu dieser Reise aber einen Reisebegleiter mitnehmen. Da bot sich ihm Raphael, der Erzengel, an, ihn zu begleiten, wobei Tobias aber nicht wußte, um wen es sich in Wirklichkeit handelte. Raphael gab sich als Verwandten von Tobit mit Namen Asarja aus und sagte (Tobias 5, 6): "Ich will mit dir reisen. Ich kenne den Weg gut. Ich habe bei unserem Bruder Gabael gewohnt."
- 5 - Tobias und Raphael reisen nun zusammen nach Ekbatana, nachdem ihnen vorher der Vater Tobit seinen Segen mit den Worten gegeben hatte (Tobias 5,16): "Ziehe hin mit diesem Manne! Gott aber, der im Himmel wohnt, möge eure Reise segnen, und sein Engel möge euch begleiten!" Auf der Reise nach Ekbatana badet Tobias im Tigris. Dabei wird er von einem großen Fisch angefallen. Auf Raphaels Geheiß packt er ihn und wirft ihn aufs Land (Tobias 6,3). Den Fisch braten und verzehren sie, heben aber Herz, Leber und Galle sorgfältig auf. Über Herz und Leber sagt Raphael, daß man damit einen bösen Geist vertreiben könne, wenn man diese in Rauch aufgehen lasse, sie also verbrenne. Mit der Galle aber könne man die weißen Flecke im Auge eines Menschen beseitigen. Als die beiden sich Ekbatana nähern, sagt Raphael zu Tobias, daß er dafür sorgen werde, daß dieser die Sara zur Frau bekomme. Damit dem Tobias daraus aber kein Schaden erwachse, solle zuerst der böse Geist mit Herz und Leber des Fisches vertrieben werden. Die beiden Reisenden kehren nun zunächst in dem Haus Raguels ein und werden von der Tochter Sara empfangen. Tobias bekommt nach kurzer Zeit Sara zur Frau, und Raphael holt mit dem Schuldschein bei Gabael die zehn Talente Silber ab. Nach mehreren Wochen kehren Raphael und Tobias zum Vater Tobit zurück, der sich schon große Sorgen wegen des langen Ausbleibens der beiden gemacht hat. Die beiden werden freudig empfangen, und Tobias schmiert seinem Vater die mitgebrachte Fischgalle in die Augen. Wenig später verschwinden die weißen Flecke in den Augen von Tobit, so daß er wieder sehen kann. Zum möglichen Wirkungsmechanismus ist zu sagen, daß die Galle ein Verdauungssekret der Leber ist und dazu dient, wasserunlösliche Fette und Fettsäuren auf fermentativem Weg in wasserlösliche Bestandteile umzuwandeln. Vielleicht hat in diesem Falle der Augenbehandlung die Fischgalle dazu gedient, die oberste, getrübte Schicht der Augenhornhaut des Tobit fermentativ aufzulösen, also wie ein Lösungsmittel zu wirken, so daß die Hornhauttrübungen dadurch verschwanden. Als Raphael für seine Dienste belohnt werden soll, lobt dieser das Gebet, die Wohltätigkeit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit des Tobias und sagt ihm (Tobias 12, 12): "Als ihr euer Gebet darbrachtet, du und deine Schwiegertochter Sara, da war ich es, der euer Gebetsopfer vor den Heiligen (also Gott) brachte. Und als du die Toten begrubst, da bin ich ebenso bei dir gewesen. Und als du nicht zögertest aufzustehen und die Mahlzeit zu verlassen, um hinzugehen und den Toten zu bestatten, da ist deine Liebestat nicht vor mir verborgen geblieben, sondern ich war bei dir. Und jetzt hat mich Gott gesandt, dich und deine Schwiegertochter Sara zu heilen. Ich bin Raphael, einer von den sieben heiligen Engeln, welche die Gebete der Heiligen hinaufbringen und Zutritt zu der Herrlichkeit des Heiligen haben. - Ich bin nicht aus eigener Liebesbezeigung gekommen, sondern auf Geheiß unseres Gottes. Daher preist ihn ewiglich. Während der ganzen Zeit, da ich euch sichtbar gewesen bin, habe ich weder gegessen noch getrunken, sondern eine Erscheinung habt ihr gesehen. Und jetzt preist Gott, denn ich gehe wieder zu dem hinauf, der mich abgesandt hat, und schreibt alles, was geschehen ist, in ein Buch." Als sie nun aufstanden, sahen sie ihn nicht mehr. 5) Der Erzengel Gabriel (= Gott hat sich stark gezeigt), einer von den Sieben, die Zutritt zur Heiligkeit Gottes haben, wird mehrfach in der Bibel erwähnt. Er erscheint z. B. zweimal in Visionen dem Propheten Daniel (Dan. 8, 16-27 u. Dan. 9, 21-27), der 605 v. Chr. nach Babylon verschleppt worden war und Berater am Hofe des Königs Nebukadnezar war. Bei der ersten Vision rief eine paranormale Menschenstimme über dem Fluß Ulei (Dan. 8, 16): "Gabriel, erkläre diesem da (Daniel) das Gesicht! Da kam er auf den Ort zu, wo ich stand; und als ich bei seiner Annäherung erschrak und mich auf mein Angesicht niederwarf, sagte er zu mir: 'Gib acht Menschenkind! Denn das Gesicht bezieht sich auf die Endzeit.' Als er so zu mir redete, wurde ich ohnmächtig und sank auf mein Angesicht zur Erde nieder. Doch er faßte mich an und brachte mich wieder zu aufrechtem Stehen auf meinem Platz. Dann sagte er: 'Wisse wohl: ich will dir kundtun, was in der letzten Zeit des Zorns geschehen wird, denn das Gesicht (die Vision) bezieht sich auf die (von Gott) festgesetzte Endzeit."
- 6 - Und einige Zeit später, als Daniel zu Gott für das Volk Israel betete, heißt es (Dan. 9, 21): "Während ich also noch mein Gebet verrichtete, kam der Mann Gabriel, den ich früher schon im ersten Gesicht gesehen hatte, eilends auf mich zugeflogen um die Zeit des Abendopfers. Er wollte mir Aufklärung geben und redete mich mit den Worten an: 'Daniel, schon jetzt bin ich hergekommen, um dir zum richtigen Verständnis zu verhelfen. usw.'" In diesem Beispiel bezeichnet Daniel den Engel als "Mann", also als menschliche Gestalt und erfährt von ihm sogar körperliche Unterstützung, in dem er ihn vom Erdboden aufhebt. 1 ½ Jahrtausende später erscheint der Erzengel Gabriel dem Priester Zacharias im Tempel in Jerusalem. Es heißt (Luk. 1, 11): "Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite das Rauchopferaltars. Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn." Der Engel muß also plötzlich in Erscheinung getreten sein. Er prophezeit jetzt dem Zacharias, daß dessen alte Frau Elisabeth einen Sohn gebären wird, der Johannes (= dem Gott gnädig ist = Gotthold) heißen soll. Von sich selbst sagt der Engel (Luk. 1, 19): "Ich bin Gabriel, der vor Gottes Angesicht steht und bin gesandt, mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu verkündigen." Sechs Monate später erscheint Gabriel der Jungfrau Maria in Nazareth und verkündet ihr (Luk. 1,30): "Fürchte dich nicht, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Wisse wohl, du wirst guter Hoffnung werden und Mutter eines Sohnes, dem du den Namen Jesus geben sollst." So ist der Erzengel Gabriel als Überbringer der guten Nachricht in die Geschichte eingegangen und daher von den Fernmeldetruppen Deutschlands, Belgiens, Frankreichs und Italiens zu ihrem Schutzpatron ernannt worden. Eine Statue des Erzengels steht in der Eingangshalle der Fernmeldeschule des Heeres der deutschen Bundeswehr in Feldafing am Starnberger See. 6) Der Erzengel Michael (= wer ist wie Gott?) ist der Militärbefehlshaber der himmlischen Heerscharen Gottes. Er wird erstmals vom Propheten Daniel erwähnt. Dieser hatte im dritten Regierungsjahr des Perserkönigs Cyrus (559 - 530) am Ufer des Tigris (Daniel 10, 4) die Vision eines in Linnen gekleideten Mannes mit einem goldenen Gürtel, dessen Leib wie Chrysolith erschien. Sein Gesicht leuchtete wie Blitzesschein und seine Augen wie Feuerflammen. Seine Stimme erklang wie das Tosen einer Volksmenge. Nur Daniel sah ihn, nicht dagegen seine Begleiter. Es handelte sich also um eine paranormale Vision, ein sog. Gesicht. Als der Mann oder Engel, dessen Name nicht genannt wird, mit Daniel spricht, füllt dieser in Ohnmacht, wird jedoch sogleich von dem Engel wieder auf Knie und Hände aufgerichtet. Der Engel erklärt ihm (Dan. 10,12): "Fürchte dich nicht Daniel! Denn gleich am ersten Tag, als du deinen Sinn darauf richtetest, Belehrungen zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, haben deine Worte Erhörung gefunden. Ich hatte mich um deines Gebetes willen aufgemacht, um zu kommen. Aber der Schutzengel des Perserreiches stellte sich mir einundzwanzig Tage lang entgegen, bis mir endlich Michael, einer der obersten Engelfürsten, zu Hilfe kam, worauf ich ihn dort bei dem Schutzengel der Perserkönige allein gelassen habe und nun hergekommen bin, um dich wissen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird."
- 7 - 2. Auch der Widersacher Gottes hat seine Engel Hier wird nicht nur der Erzengel Michael, sondern auch der Schutzengel von Menschen und Ländern erwähnt, in diesem Fall von König Cyrus und seinem Reich Persien. Und dieser Schutzengel steht offensichtlich in Gegnerschaft zu Gott, ist also ein Gehilfe Luzifers oder Satans. Dieser Erzengel Michael wurde mit seinen Truppen auch gegen Luzifer selbst eingesetzt. So heißt es in der Offenbarung des Johannes (12,7): "Es erhob sich dann ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch gewannen sie den Sieg nicht, und ihres Bleibens war nicht länger im Himmel. So wurde denn der große Drache, die alte Schlange, die da Teufel und Satan heißt, der Verführer des ganzen Erdkreises auf die Erde hinabgestürzt, und seine Engel wurden mit ihm hinabgestürzt." Denn nicht nur Gott, der Schöpfer unserer Welt hat seine Engel als Helfer, sondern auch der Widersacher Gottes, der einst einer der Erzengel war. Sein himmlischer Name lautete Luzifer. Durch seinen Aufruhr und Abfall von Gott wurde er jedoch zum Satan (hebr. Satanas = Feind, Widersacher) und Teufel (griech. Diabolos = Verleumder). Mitsamt seinem Anhang, den er gegen Gott aufgewiegelt hatte, wurde er deshalb aus dem Himmel gestürzt. Christus sagt es selbst (Luk. 10, 18): "Ich habe den Satan wie ein Blitz aus dem Himmel herabgestürzt gesehen". Der Apostel Petrus berichtet (2. Petr. 2, 4): "Gott hat ja nicht einmal gegen sündige Engel Schonung geübt, sondern hat sie in den tiefsten Abgrund hinabgestoßen, hinein in die Ketten der Finsternis, wo sie für das Gericht aufbewahrt werden." Und Judas, der Bruder des Jakobus, berichtet in seinem Brief (Vers 5): "Ich will euch aber daran erinnern - die betreffenden Tatsachen sind euch allerdings sämtlich schon bekannt - daß der Herr zwar das Volk Israel aus dem Land Ägyptens gerettet, beim zweiten Mal aber die, welche nicht glaubten, vernichtet hat; daß er ferner die Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Wohnstätte verlassen hatten, für den großen Gerichtstag mit ewigen Fesseln in der Finsternis drunten verwahrt hat." Der Teufel ist nach dem Zeugnis der Bibel nicht ein Sinnbild des Bösen oder der Sünde, sondern eine wirkliche, jedoch nichtirdische Persönlichkeit mit sehr großer Macht. Er ist der Fürst dieser Welt (Joh. 12, 13; 16, 11) und hat die Macht, alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit Christus als Versucher in einem Augenblick vorzuführen. Er kann Christus sagen: "Mir ist diese ganze Macht und Herrlichkeit übergeben, und ich kann sie geben, wem ich will" (Luk. 4, 5). Satan ist der Menschenmörder von Anfang an (Joh. 8, 44), der Vater der Lüge, der Todesfürst, d. h. der Fürst der geistig Toten, der von Gott getrennten Wesen. Er kann auch sein äußeres Gehabe und sein Aussehen verändern. Es ist ihm sogar möglich, die Gestalt eines Lichtengels anzunehmen (2. Kor. 11, 14), und seine Diener können mit der Maske der Gerechtigkeit auftreten (2. Kor. 11, 15). Satans Mitkämpfer und Helfer sind Wesen, die nicht von Fleisch und Blut sind, sondern Mächte und Gewalten, welche die Welt der Finsternis beherrschen und als böse Geisterwesen in der Himmelswelt wirken (Eph. 6, 12). Aber auch auf der Erde hat Satan seine Anhänger. Christus sagt den Juden, die sich als Abrahams Kinder bezeichnen und auf Gott als ihren Vater berufen (Joh. 8, 42): "Wenn Gott euer Vater wäre, dann würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt. Wie geht es nun zu, daß ihr meine Art zu reden nicht versteht? Weil ihr nicht imstande seid, das, was meine Worte besagen, auch nur anzuhören. Ihr stammt eben vom Teufel als eurem Vater und wollt nach den Gelüsten eures Vaters handeln. Der ist ein Menschenmörder von Anfang an gewesen und steht nicht in der Wahrheit, weil die Wahrheit nicht in ihm
- 8 - ist. Wenn er die Lüge redet, dann redet er aus seinem ureigensten Wesen heraus, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge." Satan kann großen Einfluß auf die Menschen ausüben. Er oder seine Helfer, seine Engel, führen die Menschen in Versuchung (1. Kor. 7, 5), treten als Verderber auf, können die Menschen besessen machen, sie 18 Jahre in Fesseln halten (Luk. 13, 15) und bereiten den Menschen den Tod (1. Kor. 10, 10), d. h. die Trennung von Gott, den geistigen Tod. Mit Satan, dem Todesfürsten schließen und schlossen Menschen Bünde. Davor warnt der Prophet Jesaja bereits die Juden etwa im Jahre 730 v. Chr. mit folgenden Worten (Jes. 28, 14): "Darum vernehmet das Wort des Herrn, ihr Spötter, ihr Herrscher über dieses Volk in Jerusalem! Weil ihr gesagt habt: 'Wir haben einen Bund mit dem Tode geschlossen und mit dem Totenreich ein Abkommen getroffen: Wenn die Geißel mit ihrer Sturmflut hereinbricht, wird sie uns nicht erreichen, wir haben ja die Lüge zu unserem Schirmdach gemacht und uns in Trug geborgen.' Darum spricht Gott der Herr: 'Wisset wohl, ich bin es, der in Zion einen Grundstein legt, einen erprobten Stein, einen kostbaren Eckstein, der felsenfest gegründet ist. Wer da glaubt, wird nicht zuschanden werden. Ich mache das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage. Der Hagel wird das Schirmdach der Lüge wegreißen und die Wasserfluten das Versteck fortschwemmen! Dann wird euer Bund mit dem Tode und euer Vertrag mit dem Totenreich hinfällig werden.'" Bereits Mose wurde von Gott aufgetragen (3. Mos. 19, 31): "Wendet euch nicht an die Totengeister und an die Wahrsagegeister, sucht sie nicht auf, damit ihr durch sie nicht verunreinigt werdet. Ich bin der Herr euer Gott." Denn (3. Mos. 20, 6): "Wenn sich jemand an die Totengeister und Wahrsagegeister wendet und sich ihnen hingibt, so werde ich mein Angesicht gegen einen solchen Menschen kehren und ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten." Diese Mahnungen haben auch heute nach über 3000 Jahren nichts an Bedeutung verloren und gelten weiterhin für den Verkehr mit der gottfernen und gottfeindlichen Geisterwelt. Aber trotzdem schließen auch heute noch zahlreiche Menschen feierliche Pakte mit dem Teufel und beten ihn als ihren Gott an. Sie werden Satanisten genannt. Satans Macht als Anstifter zum Bösen ist auf der Erde und in der jenseitigen Welt sehr groß. Sie ist aber nicht grenzenlos. In der ursprünglichen Hierarchie stand er unter Christus, wurde von ihm nach der Kreuzigung beim Hinabstieg in das Reich des Todes in seine Schranken verwiesen und mußte alle die aus seinem Machtbereich freilassen, die sich wieder Gott zuwenden wollten. Christus ist (Kol. 1, 15): "Das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung, denn durch ihn ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare wie das Unsichtbare, mögen es Throne oder Herrschaften, Mächte oder Gewalten sein: alles ist durch ihn und für ihn geschaffen worden. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Ferner ist er das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, er, der in allen Beziehungen den Vorrang haben sollte. Denn es war Gottes Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen, sei es auf Erden oder im Himmel, nachdem er durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet hat." Das verhängnisvolle Wirken des abgefallenen und aus dem Himmel verstoßenen Luzifers (= Satan) wird nicht ewig währen, sondern sein Ende finden, wenn Christus (1. Kor. 15, 24): "Gott dem Vater das Reich übergibt, sobald er jede Herrschaft und jede Gewalt und Macht vernichtet hat; denn er muß als König herrschen, bis er ihm alle Feinde unter die Füße gelegt hat. Der letzte Feind aber, der vernichtet wird, ist der Tod (also der Todesfürst = Satan); denn alles hat er ihm unter die Füße gelegt. Wenn er dann aber aussprechen wird: 'Alles ist unterworfen', so ist doch selbstverständlich der ausgenommen, der ihm alles unterworfen hat. Sobald ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles sei in allem."
- 9 - Nach dem Bericht der Bibel wirken Satan und seine Engel sowohl auf dieser Erde, als auch in der jenseitigen Welt. Sie versuchen, irdische Menschen als auch Verstorbene von Gott zu trennen und in ihren Herrschaftsbereich zu ziehen. Falls diese das nicht wollen, werden sie Quälereien ausgesetzt. Einer, der von den Angriffen der Satansengel auf dieser Erde betroffen wurde, war der Apostel Paulus, nachdem er sich für Christus entschieden hatte. Neben seinen Offenbarungen aus der göttlichen Welt litt er auch unter den Angriffen der Gefolgsleute Satans, wie sie nach ihm auch viele andere erdulden mußten. Paulus schreibt (2. Kor. 12, 6): "Wenn ich mich nämlich wirklich entschlösse, mich zu rühmen, wäre ich deshalb kein Tor, denn ich würde die Wahrheit sagen; doch ich unterlasse es, damit niemand höher von mir denke, als dem entsprechend, was er an mir sieht oder von mir hört, und auch wegen der außerordentlichen Größe der Offenbarungen. Deswegen ist mir auch, damit ich mich nicht überhebe, ein Dorn (griech. skolops = Spitzpfahl oder Dorn) ins Fleisch gegeben worden, ein Engel Satans (griech. 'angelos satana'), der mich mit Fäusten schlagen muß, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich nun seinetwillen den Herrn angefleht, er (der Satansengel) möchte von mir ablassen, doch er (der Herr) hat mir gesagt: 'Meine Gnade ist für dich genügend, denn meine Kraft gelangt in der Schwachheit zur Vollendung." Paulus beschreibt zwar nicht in allen Einzelheiten, wie er gequält wurde, aber es ist gut möglich, daß er auch körperlich angegriffen wurde. Dramatische Beispiele dafür gibt es sogar aus diesem Jahrhundert. Für moderne Theologen, die von David Friedrich Strauß (1808-1874) oder Prof. Rudolf Bultmann (1884-1976) geprägt wurden, ist es unvorstellbar, daß ein Satansengel den Apostel Paulus in buchstäblichem Sinn angegriffen haben könnte. Man hat ihn deshalb zum Epileptiker erklärt, zumindest für ihn aber ein krankhaftes Anfallsleiden angenommen. Seine Offenbarungen wurden gleichfalls damit in Zusammenhang gebracht und als ein pathologisches Geschehen gedeutet. Die Wegbereiter dieser Auffassung hatten ja sehr deutlich gesagt1: "Wir können summarisch alle Wunder, Prophezeiungen, Erzählungen von Engeln, Dämonen und dergl. als einfach unmöglich und als mit den bekannten und universalen Gesetzen, welche den Lauf dieser Ereignisse lenken, unversöhnlich verwerfen." Und Bultmann schreibt 116 Jahre später2 : "Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht." Diese modernen Theologen, die alles nur zur "mythischen Chiffre" erklären, haben nie zur Kenntnis nehmen wollen, daß bedeutende Wissenschaftler bei Untersuchungen paranormaler Geschehnisse in erdrückender Vielzahl Vorgänge beobachtet haben, die zu den Berichten der Bibel gleichartig sind. Der Prof. für Dogmen- und Kirchengeschichte an der Universität Zürich Fritz Blanke (1900-1967) kommt daher wegen dieser Forschungsergebnisse zu einem ganz anderen Urteil. Er schreibt (3): "Der Theologie des Wortes, die heute im Schwange ist, müßte eigentlich, wenn wir wirklich von der Bibel ausgingen, eine Theologie der Träume, der Gesichte, der prophetischen Eingebungen und der Engel an die Seite gestellt werden, d. h. die Frage wäre zu prüfen, wieweit auch die Übernormalen Fähigkeiten des Menschen und wieweit außermenschliche Wesenheiten als Vermittler göttlicher Kundgebungen dienen können. ---- Es gibt Menschen, die der Parapsychologie einen inneren Fortschritt verdanken. Menschen, die, versunken im Materialismus und Rationalismus, dem Okkulten begegneten und daraufhin an ihrer bisherigen Weltanschauung zu zweifeln begannen. Und dieser Zweifel endete damit, daß sie wieder zu Religion und Christentum zurückfanden. 1 David Friedrich Strauß in der Einleitung zu "Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet", 1835 2 Rudolf Bultmann in "Kerygma und Mythos I", Hamburg 1951
- 10 - Gewiß, es gibt auch immer wieder Personen, die im Parapsychologischen steckenbleiben und es geradezu als Ersatzreligion gebrauchen. Aber das muß nicht sein. Er gibt, wie gesagt, andere Menschen, die auf dem Umwege über die Parapsychologie und ihre Geheimnisse zum ersten Mal wieder auf die Welt Gottes aufmerksam wurden. Ich weiß von solchen, die, angeregt durch die Parapsychologie, wieder zum Neuen Testament griffen und denen vieles an den biblischen Schriften wieder glaubwürdig wurde. Von mir selbst muß ich bekennen, daß mir durch die Kenntnis der parapsychologischen Tatsachen wieder ein neuer Zugang zur biblischen Wirklichkeit der Engel und Dämonen eröffnet wurde. Ich bin heute weniger als jemals bereit, die Auffassung der Bibel, daß es Gewalten und Mächte zwischen Himmel und Erde gibt, als mythologischen Ballast über Bord zu werfen. Nicht, als ob die Parapsychologie den Glauben ersetzte, aber die Ergebnisse parapsychologischer Forschung schaffen für den Glauben Raum, und darum ist die junge Wissenschaft der Parapsychologie, richtig verstanden, eine hilfreiche Brücke zum Vollzuge christlicher Existenz. Wenn wir Theologen den Menschen der Gegenwart wirklich dienen wollen, so haben wir alle Veranlassung, das parapsychologische Forschen ernst zu nehmen und es gewissenhaft zu verarbeiten." Wer immer noch im Zweifel ist, ob der Bericht des Apostels Paulus über das Wirken eines Satansengels möglicherweise wörtlich zu nehmen ist, möge bedenken, daß auch viele Gottesstreiter nach ihm "ähnlichen Angriffen ausgesetzt waren. Als ein Beispiel möchte ich hier das Leben des Johannes Baptista Maria Vianney (1786-1840), des Pfarrers von Ars (Frankreich), anführen. Er wurde für sein selbstloses seelsorgerisches Wirken nach seinem Tode von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Während seines irdischen Lebens war er jedoch den heftigsten Angriffen der dämonischen Geisterwelt, also der Satansengel, ausgesetzt (28, S. 66; 7, S. 212). Sie bestanden u. a. in lautstarken Spukerscheinungen in seiner Wohnung, die besonders seine Nachtruhe unmöglich machen sollten, und in inneren Anfechtungen, die den Zweck hatten, ihn in die Verzweiflung zu treiben. Dazu kamen dann noch die gehässigen Angriffe seiner priesterlichen Amtsbrüder. Das alles hatte Vianney viele Jahre seines Lebens zu ertragen.
- 11 - 3. Engel bewirken materielle Hilfe Doch zurück zu den Engeln der göttlichen Welt. Sie sind nach dem Zeugnis der Bibel Mittler und Boten zwischen Gott und den Menschen. Als Helfer treten sie in menschlicher Gestalt häufig sichtbar und hörbar in Erscheinung und können sogar materielle Handlungen vollbringen. Als nämlich der Hohepriester nach Christi Tod aus Ärger über die Wundertaten der Apostel diese ins Gefängnis werfen ließ (Apg. 5, 18), wurden sie von einem Engel befreit. Es heißt: "Aber ein Engel des Herrn öffnete während der Nacht die Gefängnistüren, führte sie hinaus und gebot ihnen: 'Geht hin, tretet offen auf und verkündet im Tempel dem Volk alle diese Lebensworte'." Engel nehmen sich auch Sterbender an. Wenn der Gottesfürchtige entschläft, geleiten ihn Engel an den Ort der Herrlichkeit, so dargestellt von Christus in der Geschichte von dem armen Lazarus, der bei seinem Tod (Luk. 16, 22) von Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde, d. h. in einen gottnahen Bereich, in dem es ihm gut ging und er entschädigt wurde für sein armseliges Leben auf der Erde. Der Reiche dagegen litt nach seinem Tod Qualen, weil er während seines irdischen Lebens nicht auf Mose und die Propheten gehört hatte. Wenn sich dagegen ein Sünder während des irdischen Lebens bekehrt (Luk. 15, 10), so herrscht bei den Engeln Gottes darüber große Freude. Neben diesen Engeln, die auf Erden in Menschengestalt in Erscheinung treten, berichtet die Bibel noch von anderen himmlischen Wesen, die Gott zur Seite stehen und dort erscheinen, wo Gott persönlich gegenwärtig ist und sich in seiner Herrlichkeit offenbart. Sie werden Cherubim (Einzahl Cherub) genannt und treten im Gegensatz zu den Engeln als geflügelte Wesen in Erscheinung. Sie sollen vier Flügel haben, von denen zwei den Leib bedecken. Der Prophet Hesekiel beschreibt sie (Hes. 1, 5), als sie ihm in einer Vision erscheinen, quasi als Fabelwesen mit jeweils vier Gesichtern (Menschengesicht, Löwengesicht, Stiergesicht und Adlergesicht). Diese Gesichter sollen wahrscheinlich etwas über ihre Eigenschaften und Fähigkeiten aussagen. Der Prophet Jesaja berichtet in seiner Berufungsvision (Jes. 6, 1) von "ähnlich gearteten Wesen, die er "Seraphe" nennt. Im Gegensatz zu den Cherubim sollen sie sechs Flügel haben, von denen zwei zum Fliegen dienen. Der eine Seraph rief in dieser Vision dem anderen beständig die Worte zu: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. Die ganze Erde ist seiner Herrlichkeit voll." Wenn man diese Schilderungen liest, überdenkt und sie nicht für ausschließlich fromme Phantasie hält, fragt man sich, ob denn nicht auch in neuer Zeit Vergleichbares beobachtet wurde. Da ist einmal zu sagen, daß im religiösen Volksglauben die Auffassung besteht, daß die Menschen während ihres irdischen Lebens einen jenseitigen Begleiter, einen Schutzengel oder Schutzgeist haben. Dieser versucht, seinen Schützling vor Schaden zu bewahren, indem er ihn vor Gefahren warnt, sein Gewissen schärft, ihn in der Not tröstet und ihm gute Gedanken eingibt. Das ist aber nur dann möglich, wenn der Mensch für solche Einflüsse offen ist und ein entsprechend anständiges Leben führt. Im allgemeinen wird der Mensch eine solche Beeinflussung gar nicht bemerken. In Sonderfällen tritt aber bei Gefahr sogar eine beeindruckende physische Hilfe in Erscheinung. Hier ist jetzt eine Erweiterung des biblischen Engelbegriffs erforderlich. Wahrend zunächst unter einem Engel eine Wesenheit aus den höheren Führungsebenen der Herrschaft Gottes zu verstehen ist, die selbst niemals Mensch auf dieser Erde war, wird bei den Schutzengeln oder Schutzgeistern jetziger Erdbewohner davon ausgegangen, daß es auch verstorbene Menschen sein können, die im Auftrag der göttlichen Welt ihre Sendung ausführen. Ein niederländischer Arzt namens Moolenburgh hörte 1981 in Leiden eine Predigt, in welcher der Pfarrer die Engel eine "vergessene Gruppe" nannte. Das veranlaßte ihn, 400 seiner Patienten zu fragen, ob sie schon einmal eine Engelbegegnung gehabt hätten. 31 Personen beantworteten die Frage mit Ja (16, S. 22). Was berichteten diese Menschen? (16, S. 22): "Eine Frau erzählte dem Arzt, daß sie nach einer Fehlgeburt ernsthaft krank war. Plötzlich hatte sie damals das Gefühl, hochgehoben zu werden, und während sie betete, hörte sie eine wundervolle Musik, und ein himmlischer Chor begann zu singen. Wer so etwas einmal gehört hat, vergißt es nie wieder. Diese Engelchöre
- 12 - sind aus der Geschichte gut bekannt, und der Arzt ist der Meinung, daß Bach ihnen in seiner Passionsmusik sehr nahe kommt." Über ein anderes Beispiel berichtet der Arzt (16, S. 23): "Die Deutschen dringen nach Holland ein. Ihre Lastwagen rollen in langen Reihen ins Land. In Limburg fährt ein hübsches junges Mädchen auf einem Fahrrad. Ein Lastwagen fährt dicht hinter ihr, und die Soldaten beginnen zu winken und zu pfeifen. Sie dreht sich wütend von ihnen weg. Da weicht der nächstfolgende Lastwagen von seinem Weg ab, und der Chauffeur versucht, das hochmütige Mädchen in voller Fahrt zu überfahren. Aber kurz, bevor der Wagen sie berührt, wird sie mitsamt ihrem Fahrrad hochgehoben und einige Meter zur Seite wieder abgesetzt. Der Wagen braust an ihr vorbei. Ein Fahrradfahrer, der zwanzig Meter hinter dem Mädchen fuhr, hat das alles mitverfolgt. Er holt sie ein und fragt voller Erstaunen, wie er denn etwas sehen konnte, was eigentlich gar nicht möglich sein konnte. Mit allen Einzelheiten, bis zu dem Kleid, das sie trug, ist diese Geschichte deutlich in ihrem Gedächtnis eingraviert." Weiter berichtet der Arzt Dr. Moolenburgh (16, S. 24): "Eine "ähnliche Geschichte erfuhr ich von einem Mann, der einem heranrasenden Auto gerade nicht mehr ausweichen konnte: er wurde fein säuberlich von seinem Fahrrad hochgehoben und in den Straßengraben gesetzt. Eine Sekunde später wurde das Fahrrad zu Schrott gefahren. Ihm selbst war nichts passiert. Engelchöre, tröstende Hände, wunderbare Rettungen. Ein junger Mann und eine junge Frau kennen einander vom Geheimdienst. Geheimdienste sind oft harte, zynische Betriebe, in denen der Geist vertrocknet und die Herzen kalt werden. Trotz ihres recht jugendlichen Alters waren der Held und die Heldin dieser Geschichte bereits zu illusionslosen Menschen geworden. Sie kannten einander gut, nährten aber einen tiefen Haß gegeneinander. Ich darf Ihnen nicht erzählen, wie und für wen sie arbeiteten, nur daß das Ganze im Ostblock stattfand und daß sie aus Holland und er aus einem Ostblockland kamen. Eines Tages erlebten sie beide gleichzeitig einen Tiefpunkt in ihrem Gefühlsleben. Eine überwältigende Verzweiflung über ihr Leben nahm von ihnen Besitz. Nach einer offiziellen Versammlung, bei der sie beide zugegen sein mußten, geschieht etwas. Sie stehen auf der Straße und werden beide durch ein überaus starkes Gefühl zu einer Kathedrale in einer osteuropäischen Stadt getrieben. In der Kathedrale fühlt jeder von ihnen eine starke Hand, die sie am Nacken faßt und zur Aufgabe bringt. Die Geschichte hat ein Happyend: Sie sind verheiratet und wohnen nun in Holland. Beide haben etwas Helles, Strahlendes an sich, wie Menschen, die die Hölle erlebt und erkannt haben, daß das Licht immer stärker ist." In der vorangehend geschilderten Fällen konnten nur die Auswirkungen von außerordentlichen Hilfeleistungen geschildert werden, welche die Empfänger engelhaften, jenseitigen Wesenheiten zuschrieben, also Wesen, die man als Schutzengel bezeichnen kann. Diese wurden aber nicht unmittelbar gesehen. Im folgenden Beispiel berichtet Dr. Moolenburgh einen Fall, bei dem auch optisch etwas wahrgenommen wurde (16, S. 27): "Einer von meinen besten Freunden erzählte mir, daß durch das geschlossene Fenster plötzlich ein Engel hereinstieg, als er gerade am Telefon stand. Es war eine umwölkte, leuchtende Erscheinung. Dieser Freund sagte zu mir: 'Jetzt verstehe ich, daß Engel mit Flügeln dargestellt werden. Das ist ihr Strahlungsfeld.' Der Engel sprach einige tröstende Worte zu ihm und verschwand dann wieder. Für ihn war das sehr wichtig, denn er fürchtetet in diesem Augenblick für sein Leben." In dem folgenden Fall greifen die jenseitigen Schutzgeister eines Menschen bei akuter Lebensgefahr sichtbar und fühlbar physisch ein. Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in Cleveland (Ohio, USA) der in Deutschland geborene Arzt Dr. med. Bernhard Cyriax. Er war damals Professor an einer medizinischen Hochschule. In jener Zeit griff, ausgehend von dem Spukfall (1848) bei der Familie Fox in dem Dorf Hydesville im Staate New York (USA), der neuzeitliche Spiritualismus in starkem Maße um sich. Damit ist gemeint, daß an vielen
- 13 - Stellen Amerikas und wenig später auch in Europa der Versuch gemacht wurde, über medial veranlagte Menschen mit der jenseitigen Welt Verbindung aufzunehmen. Dabei traten die sonderbarsten paraphysikalischen Erscheinungen zutage, wie ich sie in dem Buch "Zeugnis für die jenseitige Welt" (23) beschrieben habe. Um die Echtheit dieser Erscheinungen entbrannte bereits damals ein erbitterter Kampf zwischen ihren Gegnern und Befürwortern. Zu ersteren gehörte anfangs auch Dr. Cyriax. Er sah den Spiritualismus als Täuschung an (4, S. 64) und meinte, daß es an der Zeit sei, die Vorgänge zu erforschen und den Schwindel aufzudecken, um seine Weiterverbreitung zu verhindern. Zu diesem Zweck besuchte er ab 1853 spiritualistische Sitzungen. Er begann damit in dem Kreis eines Ehepaars Morrill (4, S. 67), wobei Frau Morrill ein gutes Medium für physikalische Phänomene und TranceDurchgaben war. Man gestattete Cyriax eine genaue Durchsuchung des ganzen Hauses und des Sitzungszimmers, wobei er nichts fand, was zum betrügerischen Hervorbringen der Erscheinungen hätte dienen können. Trotz seiner betonten Skepsis und Vorsicht erlebte er schon bei seiner ersten Sitzungsteilnahme ganz erstaunliche telekinetische Vorgänge, die seine höchste Verwunderung hervorriefen. Außerdem meldete sich für ihn durch das Medium schriftlich seine verstorbene Halbschwester Amanda Cyriax. Sie konnte auf sehr eingehende Fragen über ihr früheres Leben (4, S. 71) und die Familienverhältnisse genaue Auskunft geben. Dabei bediente sie sich der für das amerikanische Medium nicht lesbaren deutschen Schrift. Diese und andere Kundgaben überzeugten Dr. Cyriax schon nach wenigen Sitzungen, daß bei den von ihm erlebten spiritualistischen Vorgängen kein Trick, Schwindel oder die Bühnenzauberkunst im Spiel sein konnten. Außerdem machten sich bei ihm selbst sehr bald eigene mediale Fähigkeiten bemerkbar. Diese hatten besonders bei seiner späteren häufigen Teilnahme an Materialisationssitzungen günstige Auswirkungen und führten schließlich zu einem für ihn lebensrettenden Erlebnis. Im Augenblick höchster Gefahr konnten sich bei ihm zwei Phantome auch außerhalb einer Sitzung materialisieren und ihm Hilfe leisten. Cyriax berichtet (4, S. 135): "Es war, wenn ich mich recht erinnere kurz nach Neujahr 1869, als ich eines Abends zwischen 11 und 12 Uhr in einem furchtbaren Sturm nach Hause kam und mich zu Bett legte. Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht. Ich fühlte auf einmal, wie mein Hündchen mich im Gesicht leckte, ängstlich wimmerte und mit den Füßen die Bettdecke von mir abzukratzen versuchte, also jedenfalls, um mich aufzuwecken. Ich fühlte mich unwohl, es lag wie ein schweres Gewicht auf meiner Brust. Ich fühlte, daß etwas Besonderes, mir Schädliches, eingetreten war. Allein mein Kopf war so schwer, daß ich nicht imstande war, mich zu erheben, und verlor das Bewußtsein. Plötzlich fühlte ich mich im Bett in die Höhe und aus demselben herausgerissen, durch zwei kräftige Männer aus dem Zimmer hinausgeschleppt in die lange Vorhalle, wo das Fenster auf war, und immerfort gerüttelt, geschüttelt, hin und her geschleift und endlich nach der Wasserleitung geführt, wo man meinen Kopf unter den Kran hielt, denselben "öffnete und das kalte Wasser über mich ausströmen ließ. Ich war vollständig willenlos und unterwarf mich allen Manipulationen ohne Widerstand, trotzdem ich nicht begreifen konnte, was das alles zu bedeuten hatte. Jetzt wurde mir geboten, von dem Wasser zu trinken, und als ich es getan hatte, mußte ich mich stark erbrechen. Nun erst löste sich der Bann. Ich fühlte, daß das Haus von Rauch und Gas erfüllt und ich dem Ersticken nahe gewesen war. Nun schaute ich mir die beiden Männer erst an, und zu meinem größten Erstaunen erkannte ich in ihnen meine nächsten Schutzgeister, den Hans Alexander von Alvensleben und Guillelmo Mazzarini, welche vollständig materialisiert mir kräftig zur Seite standen. Nun erhielt ich von ihnen Aufschluß über das Vorgefallenen: Wie es bei den damals gebrauchten Steward-Öfen stets geschah, hatte ich vor dem Schlafengehen noch einige große Stücke bituminöser Kohle in den Ofen getan und, als diese ziemlich gut brannten, einen Kasten voll aus der Asche ausgesiebter, mit Wasser begossener kleiner Kohlen darauf geschüttet, bis der Ofen voll war, und hatte wie stets die Ofentür aufgelassen. Durch den Sturm war der auf dem Schornstein angebrachte eiserne Hut gebrochen und fest auf die Öffnung gepreßt worden, so daß kein Gas oder Rauch ausströmen konnte, sondern in das Zimmer dringen mußte. Mein Hund, der die Gefahr merkte, wollte mich wecken, aber ich war bereits nicht mehr fähig, mich aus der Betäubung herauszureißen, und wäre sicherlich erstickt, hätten meine geistigen Freunde sich nicht ins Mittel gelegt, sich materialisiert und mich mit physischer Kraft emporgerissen und an die frische Luft gebracht. Mein Hund war uns nachgesprungen, und als er sah, daß ich ihn beobachtete, sprang er heulend und winselnd an mir empor. Ich nahm ihn in meinen Arm und herzte ihn für seinen Versuch, mich zu retten. Er schien sich der Gefahr sehr wohl bewußt zu sein, denn er winselte und schmiegte sich an mich an und leckte mir Gesicht
www.psygrenz.deRkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3