Giganten im All (1 - 3)

- 103 - SHINUN führte seinen Gast durch einen langen Gang. Als sie vor der Tür zu O SEMIOs Unterkunft standen, meldete SHINUN sich und seinen Gast an. Kurz darauf betraten sie den Raum. O SEMIO sah noch sehr jung aus. Seine große, vorgewölbte Stirn mit den langen Locken ließ auf Wissen schließen. O SEMIO bot seinen Besuchern an, Platz zu nehmen und SHINUN erklärte ihm, was sie wissen wollten. Dann wandte sich der Außerirdische an Martin Berger und sagte: "Vor einigen tausend Jahren war Indien ein von uns bevorzugtes Land. Wir haben es oft besucht. Selbstverständlich haben wir die indische Bevölkerung stark beeinflußt. Sie müssen wissen, Herr Berger, daß wir besonders gern solche Länder und Menschen aufsuchten, die sich bereits mit Religion befaßt hatten. Solche Menschen sind leichter zu leiten, als atheistische und ungläubige Besserwisser. Das Himalajagebiet liegt sehr hoch und ist deshalb für unsere schwierigen Landungen günstiger. Die indische Bevölkerung hat uns - die wir aus der Höhe kamen - immer für Götter gehalten. Als sie uns herabkommen sahen, nahmen sie an, daß wir - ich spreche von unseren Vorfahren - unseren Göttersitz hoch oben auf den unerreichbaren Höhen der höchsten Berge hatten, die von keinem damaligen Menschen erreicht werden konnten. Aus diesem Grunde tauften diese Menschen das Himalajamassiv 'Thron der Götter'." Martin hatte interessiert zugehört. Uralte Geheimnisse fanden plötzlich ihre Erklärung. "Trugen die außerirdischen Besucher Raumanzüge und Schutzhelme?", fragte Martin. O SEMIO lächelte wohlwollend und antwortete: "Gewiß, sie trugen grüne Raumanzüge, ähnlich den heutigen. Auch trugen sie einen Helm auf ihrem Kopf. Später haben sie auf die Schutzmaske verzichtet. Das Gesicht war nur zu Beginn der Besuche durch einen Helm, ähnlich einer Taucherglocke geschützt. Die Atmosphäre in einer Höhe von 5.000 m und darüber kommt unserer Atmung sehr entgegen. Schließlich haben unsere Vorfahren eine sehr praktische Erfindung gemacht. Sie konstruierten einen kleinen Nasenfilter, den man in die Nasenöffnung steckte. Das Gerät genügte vollkommen für einen Aufenthalt von vielen Stunden." "Sehr interessant", sagte Martin, "jetzt verstehe ich auch den sogenannten 'Höhenkult'". "Ja, ganz recht", sagte O SEMIO. "Je höher die Berge sind, desto besser eignen sie sich für unsere Landungen. Aus diesem Grund haben wir speziell die hohen Berge bevorzugt, zum Beispiel auch die Anden in Peru, das Bergmassiv von Sinai und die Rocky Mountains in Nordamerika. Wir fühlen uns in sauberer, dünner Luft am wohlsten, weil sie der Luft unseres Heimatsterns ähnlich ist." "Es scheint mir, daß es vor vielen tausend Jahren einen sehr regen außerirdischen Flugverkehr auf der Erde gegeben hat", sagte Martin. "Ja, das stimmt. Das kann man so sagen", betonte O SEMIO. "Wir haben uns immer bemüht, unseren Brüdern und Schwestern auf der Terra zu helfen." "Auf der Erde betrachtet man dagegen alles Außerirdische als einen potentiellen Feind", sagte Martin ärgerlich. "Ja, das wissen wir", sagte O SEMIO. "Aber wessen Feinde sind wir eigentlich? Es kann sich nur um eine Clique handeln, die uns als Feinde betrachtet. Die Völker selbst sind nicht unsere Feinde. Ich wüßte auch nicht, daß wir uns jemals als Feinde benommen haben. In Wirklichkeit sind wir eine Art 'Weltraumpolizei'. Wie können wir da Feinde sein? Die Polizei ist doch ein Helfer." "Man kann den Völkern eine imaginäre Feindschaft so lange einreden, bis sie tatsächlich glauben, daß es Feinde gibt. Ich weiß definitiv, daß sich auf der Erde Völker bekämpfen, ohne sich überhaupt näher zu kennen", sagte der Journalist.

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