Giganten im All (1 - 3)

- 53 - Martin nickte und schaute sichtlich verwirrt: "Es wundert mich, daß dieser Computer Fragen beantwortet, die sich auf irdische Situationen beziehen. Wie ist das möglich? Diese Anlage muß doch irgendwie programmiert werden. "Da haben Sie recht", antwortete SHINUN. "Wir erhalten natürlich sämtliche Informationen, die die Terra betreffen. Mit diesen Daten wird der Rechner versorgt. Folglich kann er auch zu irdischen Problemen antworten." "Ich verstehe", sagte Martin. "Es reizt mich sehr, noch weitere Fragen an diesen 'Propheten' zu richten, möchte aber keinesfalls Ihre Zeit zu sehr beanspruchen." "Fragen Sie nur", antwortete SHINUN. "Da Sie schon einmal hier sind, sollten Sie diese Möglichkeit nutzen. Auf der Terra werden Sie keine Gelegenheit mehr dazu bekommen." Martin bedankte sich und wandte sich in Richtung Maschine. "Welcher Fehler steckt in dem Denken unserer westlichen Intellektuellen?" SHINUN machte eine anerkennende Geste und sagte: "Das ist eine gescheite Frage. Auf die Antwort bin auch ich gespannt." Wieder erschien das farbige Symbol und die Antwort wurde übersetzt. "Die westlich orientierten Völker der Terra werden durch die Demokratien der US-Amerikaner und Engländer beeinflußt. Doch diese beiden Völker übersteuern die freiheitliche Demokratie, die dadurch zu einer Narrenfreiheit mutiert. Der Stolz der westlichen Demokratie ist nicht berechtigt. Sie ist unbescheiden und fordert deshalb die Gegner heraus." Mit einer solchen Antwort hatte Martin nicht gerechnet, schon deshalb nicht, weil er sich selbst zum westlichen Denken bekannte. "Und welcher Fehler steckt im Denken der östlich orientierten Intellektuellen?", fragte er gespannt weiter. Die Antwort kam prompt: "Der Fehler besteht darin, daß die östliche bzw. die kommunistische Ideologie keine Rücksicht auf das Einzelindividuum nimmt. Es zählt nur die Masse. Es zählt nur der Zweck. Ein sehr großer Fehler besteht darin, daß man an Stelle des religiösen Denkens die marxistischen Lehren gesetzt hat. Damit schafft man eine Unzufriedenheit der irdischen Seelen, die nach Wahrheit dürsten. - Ich nehme an, daß beide Ideologien gewisse positive Gedanken besitzen. Diese positiven Fragmente beider Ideologien könnten - unter Streichung der fanatischen Irrlehren und Dogmen - etwas gemeinsames Gutes ergeben. Es bedarf einer großzügigen Reformierung. Beide Ideologien, sowohl die kommunistische als auch die westlich demokratische Ideologie können zusammen ein positives Bild ergeben, wenn sie sich der Reformation fügen. Zuviel Demokratie ist ebenso wenig gut wie zuviel Diktatur." "Ja, das glaube ich auch", sagte Martin, bedankte sich und verließ mit SHINUN das Rechenzentrum, das ihm weitere neue Erkenntnisse vermittelt hatte. So ein hochtechnisierter Ratgeber ist wirklich eine tolle Sache, dachte Martin. Ein solcher Computer fehlt auf der Erde. Er arbeitet besser als das Hirn der Philosophen und Besserwisser. "Eigentlich hätte ich noch etwas zur irdischen Kunst fragen sollen", sagte Martin zu seinem Begleiter, als sie beide den Gang entlang schritten. "Über die irdische Kunst weiß unsere Freundin NAMO gut Bescheid. Wenden Sie sich an diese Frau, Herr Berger. Sie bekommen von ihr eine ebenso wertvolle Antwort, wie von dem Konsequenzen-Rechner", antwortete SHINUN. "Doch vorher müssen wir noch einmal zum Arzt. Sie müssen eine Injektion erhalten, sonst bekommen Sie die Raumkrankheit. Martin nickte. Es blieb ihm auch gar nichts anderes übrig. Er hatte sich zu fügen, dann würde alles glatt verlaufen.

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