Giganten im All (1 - 3)

- 83 - Martin nickte zustimmend. Er war von der phantastischen Bildübertragung völlig in Anspruch genommen. Eine derartige Qualität hatte er nicht erwartet. Die Projektion zeigte einen großen Menschenauflauf. Farbige standen der US-Nationalgarde gegenüber. Im Hintergrund sah man einige Gebäude in hellen Flammen. Der Eindruck war so realistisch, daß Martin glaubte, den brandigen Geruch der Gebäude zu spüren. Es flogen Steine und einige aufgebrachte Farbige gingen mit Knüppeln auf die Männer der US-Nationalgarde los. "Solche Bilder empfangen wir sehr oft", sagte SHINUN. "Was Sie hier sehen, ist eine Bildkonserve. Gleich wird auf das 'Lifebild' umgeschaltet. Wieder erschienen das Batikmuster und danach ein klares Bild vom Weltall. Ein irdisches Raumschiff raste durch das All. Es kam näher ins Bild und wurde größer und größer. SHINUN faßte Martin an der Schulter und sagte: "Da, schauen Sie! Das Raumschiff hat ein Leck. Es befindet sich in Raumnot. Wir wissen noch nicht, wie es der Besatzung geht." Martin war schockiert. Er starrte auf das große Loch im Geräteteil des Raumschiffes. Waren die Kosmonauten schon tot? Er wandte sich an SHINUN: "Kann man der Besatzung nicht helfen? Warum greifen Sie nicht ein und retten sie, falls sie überhaupt noch zu retten ist?" SHINUN schüttelte den Kopf und sagte: "Leider ist das unmöglich. Sobald eines unserer Flugobjekte an das irdische Raumschiff herankommt, ist es verloren. Unser magnetisches Kraftfeld würde die Rakete völlig außer Kurs bringen und ihre gesamte Elektronik ausfallen lassen. Die Techniker der Terra benutzen ein völlig anderes System als wir. Wir können leider nur zuschauen, wenn wir sie nicht noch mehr gefährden wollen. Befänden sich die Raumfahrer auf dem irdischen Mond, dann gäbe es allerdings eine Möglichkeit zu ihrer Rettung." Martin dachte daran, wie klein das irdische Raumschiff im Verhältnis zu dem riesigen Mutterschiff der Santiner war. Wie eine Sardinenbüchse gegenüber einer Badewanne, dachte er. Die Größe des außerirdischen Mutterschiffes war so enorm, daß sie jeder menschlichen Vorstellungskraft spottete. Die Projektion wechselte wieder. Sie zeigte jetzt einen Fluß, auf dem Hunderte von Leichen herumschwammen. "Was ist denn das?", fragte Martin erschrocken. "Diese Menschen wurden grausam ermordet und ins Wasser geworfen", antwortete SHINUN. "Sie sind Opfer eines politischen Wahnsinns, Opfer des Fanatismus und irrsinniger Gegensätze. Das sind die Dinge, Herr Berger, die wir nicht begreifen können, weil sie nicht zu Wesenheiten göttlicher Abstammung passen. Haben Sie eine Erklärung dafür?" Martin schüttelte sprachlos den Kopf. Er konnte darauf nicht antworten. Als er sich gefangen hatte fragte er SHINUN: "Das alles geschieht wohl am Rande eines furchtbaren Krieges, wahrscheinlich in Südostasien." "Wenn diese Grausamkeit 'am Rande' eines Krieges geschieht, dann sollen Sie auch das Zentrum sehen," sagte SHINUN und deutete auf die Leinwand. Das Bild wechselte und die Projektion zeigte nun ein absolutes Inferno. Die dreidimensionale Projektion zeigte die Auswirkungen eines schweren Bombenangriffes. Die Bomben schlugen in Gruppen von Zivilisten und Soldaten ein und zeigten schonungslos das ganze grausame Szenario in dreidimensionaler Art. Zu diesen Bildern war nichts mehr zu sagen… SHINUN beobachtete Martin von der Seite. Der Außerirdische erkannte die rebellierende Seele seines irdischen Gastes und sagte mit fester Stimme: "Das, Herr Berger, ist das Niveau der Terra!"

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