Das Buch der Geister

- 167 - Antwort: Sie gehorchen einem Vorurteil und manchmal mehr der Gewalt als dem eigenen Willen. Glauben sie, damit eine Pflicht zu erfüllen, so ist es kein Selbstmord. Ihre Entschuldigung liegt in der sittlichen Nichtigkeit der meisten, und in ihrer Unwissenheit. Frage: (1062) Erreichen jene ihren Zweck, die sich durch Selbstmord mit verstorbenen Lieben wieder vereinigen wollen? Antwort: Der Erfolg ist für sie ein ganz anderer als sie erwarten. Statt mit dem Gegenstande ihrer Liebe vereint zu werden, entfernen sie sich auf längere Sicht von demselben. Sie werden ihre Torheit mit größerem Kummer bezahlen, als den, welchen sie abkürzen wollten. Frage: (1063) Was sind allgemein die Folgen des Selbstmordes für den Zustand des Geistes? Antwort: Es gibt keine festgesetzten Strafen dafür, sie richten sich stets nach den Gründen, die ihn herbeiführten. Eine unvermeidliche Folge aber ist die getäuschte Hoffnung. Das Schicksal hängt von den Umständen ab, einige sühnen unmittelbar, andere in einem neuen Dasein, das schlimmer sein wird als jenes, das sie unterbrechen. Anmerkung: Es gibt Folgen, die allen Fällen gewaltsamen Todes gemeinsam sind, als Wir- kung der plötzlichen Unterbrechung des Lebens. So zum Beispiel der längere und zähere Fortbestand des Geist und Leib verbindenden Bandes, das, da es gesprengt wird, noch in seiner ganzen Kraft besteht, während es beim natürlichen Tod allmählich schwächer wird. Die Folgen sind die Verlängerung der geistigen Verwirrung und die Täuschung, die den Geist glauben läßt, er weile noch unter den Lebenden. Religion, Sittenlehre und jede Philosophie verdammen den Selbstmord als gegen das Naturgesetz gerichtet. Alle sagen uns, daß man nicht berechtigt sei, sein Leben freiwillig abzukürzen. Dem Spiritismus war es vorbehalten, am Beispiel der Unterlegenen nachzuweisen, daß Selbstmord nicht nur die Verletzung des moralischen Gesetzes ist, sondern eine Dummheit, weil man dadurch nichts gewinnt. Die zukünftigen Leiden und Freuden Frage: (1064) Warum hat der Mensch instinktmäßig einen Schauder vor dem Nichts? Antwort: Weil ein "Nichts" nicht existiert. Frage: (1065) Woher kommt dem Menschen das instinktartige Gefühl vom zukünftigen Leben? Antwort: Vor seiner Inkarnation kannte der Geist alle diese Dinge und die Seele bewahrt eine unbe- stimmte Erinnerung an das, was sie in ihrem Zustande als Geist gesehen. Frage: (1066) Woher kommt der bei allen Völkern sich zeigende Glaube an künftige Strafen und Belohnungen? Antwort: Es ist immer dasselbe: das Vorgefühl der Wirklichkeit, das dem Menschen von dem in ihn inkarnierten Geist übertragen wird. Frage: (1067) Welches ist im Augenblick des Todes, das bei der Mehrzahl der Menschen vorherr- schende Gefühl: Zweifel, Furcht oder Hoffnung? Antwort: Zweifel bei den Zweiflern, Furcht bei den Schuldigen und Hoffnung bei den Guten. Frage: (1068) Wie kann es Zweifler geben, da doch die Seele dem Menschen das Gefühl von den geistigen Tatsachen verleiht? Antwort: Es gibt weniger Zweifler als man denkt. Viele spielen bei Lebzeiten aus Hochmut die Freigeister, aber beim Sterben sind sie nicht mehr so prahlerisch. Frage: (1069) Beschäftigt sich Gott persönlich mit jedem Menschen? Ist Er nicht zu groß und wir

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