Das Buch der Medien

- 105 - beherrschen, nicht einmal diejenigen, die gut und wohlwollend sind, ohne höhere Wesen zu sein. Wohl kann er aber jene Geister bemeistern, die in moralischer Hinsicht unter ihm stehen. Frage: Wenn die körperliche Unterjochung bis zu einem gewissen Grade getrieben wird, könnte sie dann auch den Irrsinn zur Folge haben? Antwort: Ja, eine Art von Irrsinn, dessen Ursache der Welt unbekannt ist, der aber zu dem gewöhnlichen, bekannten Irrsinn in keinerlei Beziehung steht. Unter denen, die man als Irre behandelt, gibt es sehr viele, die nur unterjocht sind. Sie brauchen eine moralische Behandlung, während man sie mit der körperlichen Behandlung zu wirklichen Irren macht. Wenn die Ärzte den Spiritismus einmal anerkannt haben werden, dann werden sie diesen Unterschied auch herausgefunden haben und die Behandlung umstellen. Frage: Was soll man von jenen denken, die im Spiritismus eine Gefahr sehen und glauben, das Mittel, diese zu vermeiden, bestände darin, spiritistische Sitzungen zu untersagen? Antwort: Sie könnten zwar den Verkehr mit den Geistern untersagen, aber nicht die spontan entstehenden Manifestationen behindern. Denn sie können die Geister nicht unterdrücken, noch ihren verborgenen Einfluß verhindern. Das wäre etwa, als wenn sich Kinder die Augen zuhielten und glauben, wenn sie nicht sehen, sieht man sie auch nicht. Es wäre eine Torheit, eine Sache unterdrücken zu wollen, die so große Vorteile bietet, nur weil Unbesonnene damit Mißbrauch treiben könnten. Von der Identität der Geister Die Frage der Identität der Geister ist selbst unter den Anhängern des Spiritismus eine umstrittene. Die Geister bringen uns ja keinen Paß oder Personalausweis mit und man weiß, mit welcher Leichtigkeit manche von ihnen fremde Namen führen. Hier liegt gleich nach der Besessenheit eine der größten Schwierigkeiten des praktischen Spiritismus. Am Ende ist aber die absolute Identität in vielen Fällen eine ganz beiläufige Nebenfrage von keinerlei Bedeutung. Die Identität von Personen des Altertums ist am schwierigsten festzustellen, oft ist es sogar ganz unmöglich und man ist auf die rein moralische Beurteilung angewiesen. Man beurteilt die Geister genau wie die Menschen nach ihrer Sprache. Wenn sich ein Geist unter dem Namen Fénelon vorstellt, dabei aber Gemeinheiten und Kindereien sagt, so ist es wohl gewiß, daß es nicht der bekannte Schriftsteller, Kanzelredner und spätere Erzbischof sein kann. Sagt er uns aber Dinge, die Fénelon's Charakter würdig sind und die dieser nicht bestreiten würde, so hat man schon einen, wenn auch nicht materiellen Beweis, daß er es sein könnte. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dann dafür. In diesem Falle ist Identität einfache Nebensache. • Sobald der Geist nur gute und moralische Dinge kundgibt, liegt wenig daran, unter wessen Namen sie gegeben werden. Man wird ohne Zweifel einwenden, daß ein Geist, der einen erborgten Namen anwendet, trotzdem einen Betrug begeht und kein guter Geist sein könne, auch dann, wenn er nur Gutes sagt. Gerade hier sind aber sehr zarte und schwierige Unterschiede zu machen, und wir wollen versuchen, sie zu entwickeln. Im Verhältnis, wie sich die Geister im Jenseits stufenweise vervollkommnen, verschmelzen die verschiedenen Charaktere ihrer Persönlichkeit in einer Art Einheit der Vollendung. Trotzdem behalten sie ihre Individualität. Es ist dies bei den höheren und reineren Geistern der Fall. Dabei ist der Name, den sie auf der Erde in einer der tausend körperlichen Existenzen führten, durch die sie gegangen sind, völlig ohne Belang. Bemerkenswert ist noch, daß die Geister zueinander durch die Ähnlichkeit ihrer Eigenschaften angezogen wurden, daß sie also ganze sympathische Familien oder Gruppen bilden. Wenn man die unermeßliche Anzahl von Geistern in Betracht zieht, die seit dem Beginn der Zeiten im Jenseits bis zum höchsten Range emporstiegen, und sie mit der geringen Anzahl von Menschen vergleicht, die auf der Erde einen großen, bedeutenden Namen hinterlassen haben, dann wird man

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