55 Tante Eunice legte ihre Hände auf seinen Kopf, und sofort fühlte er sich besser. Er fühlte sich von seinem schmerzenden Rachen abgelenkt und konnte wieder besser denken. Carlos wollte seine Tante etwas fragen, aber es ging nicht. Er konnte seine Lippen nicht bewegen. Sie konnte aber anscheinend seine Gedanken lesen und sagte freundlich zu ihm: „Carlos, glaubst du wirklich, dass jemand für immer verschwinden kann? Hab keine Angst! Du kannst ruhig einschlafen. Sei ohne Sorgen – ich werde auf dich aufpassen.“ Dann legte sie ihre Hände auf seinen wunden Rachen und streichelte sein schweißnasses Gesicht. „Schlaf ein, Carlos, du bist müde.“ Er hörte noch seine Mutter laut weinen, aber dann spürte er, wie eine höhere Macht ihn aus dem Bett hob. „Lass uns gehen“, hörte er Tante Eunice freundlich sagen. Und dann nahm sie ihn wie ein kleines Kind und trug ihn zur Eingangstür. Der Mond schien und die Luft war wunderbar erfrischend. Er konnte jetzt ohne Schmerzen und ohne Mühe atmen. Er war glücklich und meinte nun, jetzt sei er wieder gesund und würde gleich wieder zurückgebracht werden. Und dann konnte er endlich einschlafen. (Lieber Leser, ich habe hier stark gekürzt den Anfang des Briefes von Carlos nacherzählt. Du könntest jetzt einen Eindruck davon haben, wie der in diesem Teil beschriebene Sterbevorgang sich anfühlen könnte.) Als Carlos wieder wach wurde, wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte. Er fand sich in einem schönen, lichtdurchfluteten Zimmer wieder. Er überlegte: Ist das ein Krankenhaus? Er hatte keine Schmerzen mehr und fühlte sich viel besser. Nur schwach war er, sehr schwach. Aber wo war seine Mama!? Warum kam sie nicht!? Auf einmal hatte er Heimweh. Ob er wohl wieder eine Stimme hatte? Er rief so laut er konnte nach seiner Mama. Da ging die Tür auf, und Tante Eunice kam herein. Sie schaute ihn gut gelaunt an und sagte: „Hab keine Angst, Carlos, du bist jetzt bei uns.“
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