Psychowissenschaftliche Grenzgebiete
 
Thema: Die Zuverlässigkeit medialer Durchgaben und die Prüfung der Geister (6)


   


6. Religiöse Gemeinschaften mit Jenseitskontakten


Aus den angeführten Beispielen, teils aus der Literatur, teils selbst erlebt, ersieht man, wie vorsichtig man bei Jenseitskontakten und medialen Mitteilungen sein muß. In zahlreichen Fällen wird jedoch bei spiritistischen Gruppierungen vieles, was aus dem Jenseits kommt, weitgehend ungeprüft hingenommen, insbesondere dann, wenn die Quelle sich als Jesus Christus oder Gott persönlich ausgibt. Derartiges gab es im vorigen Jahrhundert und gibt es auch heute in beträchtlichem Maße.

Zwei große Vereinigungen der heutigen Zeit möchte ich hier stellvertretend für weitere vorstellen, die mit erheblichem Werbeaufwand ihre Botschaft unter das Volk bringen. Ihre Medien, die Mittler zur jenseitigen Welt, bezeichnen sich ausdrücklich als "Propheten" und lehnen das Attribut "spiritistisch" energisch ab. Aber sind sie wirklich echte Propheten im biblischen Sinn oder doch nur falsche Propheten?


Die erste Gruppe ist der Orden FIAT-LUX oder Lichtquell Bethanien in Egg in der Schweiz um Frau Erika Bertschinger. Über ihren Lebenslauf kann ich aus eigener Kenntnis und aus einem Bericht, den sie am 22. 3. 1984 bei einer öffentlichen Veranstaltung in Obereschach bei Ravensburg vortrug, folgende Angaben machen:

Frau Bertschinger, geboren 1929, ist eine frühere Frau Tellkamp und gibt an, aus einem tiefkatholischen Milieu zu stammen. In den Jahren um 1970 war sie Mitglied der Geistigen Loge in Zürich, einer christlich-spiritualistischen Vereinigung mit damals medialem Jenseitskontakt. Mir ist sie von Veranstaltungen der damaligen Zeit von Frisur und Kleidung her als eine sehr auffallende Erscheinung in Erinnerung. Beruflich war sie, so gibt sie an, 14 Jahre auf verantwortungsvollem Posten in der Film- und Musikbranche tätig.

Um 1970 lernte sie einen im Ruhestand lebenden, wohlhabenden Schweizer Textilfabrikanten Max Bertschinger kennen. Dieser war seit vielen Jahren spiritualistisch sehr interessiert, hatte einige Verbindungen zu amerikanischen Medien von Camp Silver-Belle und empfing von diesen laufend Botschaften und Aufgaben. Insbesondere wurde ihm aufgetragen, eine Reihe von Tonbändern mit wichtigen Aufzeichnungen wegen einer bevorstehenden sehr großen Flutkatastrophe in seinem hochgelegenen Anwesen in Orn-Hinwil für die noch überlebende Menschheit aufzubewahren. Diese weiträumige Überschwemmungskatastrophe hätte in der Zwischenzeit längst eingetreten sein müssen, ist aber, wie jeder weiß, bislang ausgeblieben.

Bei einer Reihe von spiritistischen Gruppen spielen Mitteilungen über kommende Naturkatastrophen (überwiegend Überschwemmungen, niemals aber Klimakatastrophen, wie sie jetzt in aller Munde sind) eine große Rolle. Als Ursache wird meist ein Kippen der Erdachse angegeben, ein Vorgang, der aber in naher Zukunft physikalisch in keiner Weise vorstellbar ist. Hier versuchen Jenseitige, sich durch Phantasiebehauptungen einen üblen Scherz mit ihren menschlichen Zuhörern zu machen. Herr Bertschinger glaubte jedoch fest an diese medialen Vorhersagen.

Nachdem 1975 seine erste Ehefrau gestorben war, heiratete ihn Weihnachten 1977 Frau Erika Tellkamp in ihrer dritten Ehe. Diese konnte damit ihren Beruf aufgeben und fand einen gesicherten finanziellen Hintergrund. Von der Geistigen Loge hatte sie sich inzwischen gelöst, da sie dort an gewissen Dingen Anstoß nahm. Für sie hätte in diesem Rahmen auch nie die Möglichkeit bestanden, sich offen medial zu betätigen.

Sie machte sich daher als Medium selbständig, gründete einen eigenen Anhängerkreis, und gibt seit 1977 eine mehrmals jährlich erscheinende Zeitschrift mit dem Titel: Geistschulung durch unseren himmlischen Vater in Jesus Christus E. B." (E. B. für Erika Bertschinger) heraus. Sie führt den Geistnamen "Uriella" und sagt, daß sie seit Weihnachten 1975 ihre Offenbarungen direkt von Jesus Christus empfinge. Sie habe vom Himmlischen Vater die höchsten Gaben erhalten, die er zu verschenken habe, nämlich sei sie hellempfindend, hellfühlend, hellsehend und hellhörend geworden. Außerdem beherrsche sie die Gabe der Bilokation (also an zwei Orten gleichzeitig zu sein), der Präkognition (in die Zukunft zu sehen) und der Geistheilung. In beispielloser Zurückgezogenheit und Selbstlosigkeit opfere sie sich für die Menschheit im Dienste Gottes.

Ihre Heilbehandlungen erfolgen kostenlos, aber die von Frau Bertschinger verordneten Heilmittel verkauft sie nach einer mir vorliegenden Preisliste des Jahres 1984 zu unterschiedlichen Beträgen. Umsonst gibt es "mit Athrumstrahlen aufgeladenes Wasser", Heilwatte kostet 1,90 SFr, Mate-Tee als Lebenselexier 15,- SFr, Hefe (alles ohne Mengenangabe) 27,- SFr und eine Biotron-Matte zur Harmonisierung pathogener Schlaf- und Arbeitsplätze erhält man für 210,- SFr. Insgesamt wurden damals 46 verschiedene Heilmittel angeboten.

Im Januar 1982 starb ihr Ehemann Max Bertschinger im Alter von 80 Jahren. Im Jahr darauf tat sich Frau Bertschinger mit dem damaligen katholischen Priester Kurt Warter zusammen und heiratete ihn im Dezember 1983. Warter war zu jener Zeit Pfarrer einer Gemeinde in Burladingen-Hausen im Zollernalbkreis. Er verließ die Gemeinde im April 1983, wurde daraufhin vom Erzbischöflichen Ordinariat in Freiburg vom Dienst suspendiert und in der Presse wegen angeblicher Unterschlagungen erheblich angegriffen. Pfarrer Warter bestritt jedoch energisch jeden Unterschlagungsvorwurf. Er betonte, er habe im Gegenteil 7,5 Mio DM für seine Gemeinde und für karitative Zwecke gesammelt. Der Streitpunkt waren 140 000,- DM, die er aus einem Krippenmuseumsfond zurückbehalten hatte und die er gegen Ansprüche als Krippenkursleiter und an Reisespesen gegenüber der Kirchenbehörde aufrechnete. In diesem Rechtsstreit wurde er zunächst in Untersuchungshaft genommen, gegen Kaution von 60 000,- DM aber wieder freigelassen. Das Strafverfahren gegen ihn wurde im Januar 1985 eingestellt, nachdem er 152 000,- DM Spendengelder an die Erzdiözese Freiburg zurückgezahlt hatte und ihm ein Bußgeld von 25 000,- DM von den 60 000,- DM Kaution abgezogen worden war.

Kurt Warter war hinfort der theologische Sachverständige und Berater im Kreis der Frau Bertschinger-Warter. Er führte den Geistnamen "Uriello" und trat bei öffentlichen Veranstaltungen als Hauptredner unter der Bezeichnung "Der von der römisch-katholischen Kirche suspendierte Pfarrer Kurt Warter" auf.

Bei mir hat er in einem Vortrag einen guten Eindruck, den der Ernsthaftigkeit und Ruhe, hinterlassen. Er war ein vorzüglicher pastoraler Redner, wenn ich auch mit dem Inhalt seiner Ausführungen, d. h. mit der Lehre der Frau Bertschinger, teilweise gar nicht einverstanden war. Der Tod hat die ungewöhnliche Priesterehe allerdings sehr bald gelöst.

Am 5. April 1988 kam Kurt Warter mit drei weiteren Anhängern des FIAT LUX-Ordens bei einem Autounfall in der Nähe von Landeck in Tirol ums Leben. Frau Bertschinger heiratete alsbald erneut in fünfter Ehe und nennt sich jetzt Erika Bertschinger-Eicke.

Worin besteht nun die Lehre des FIAT LUX-Ordens?

Sie fußt in ihrem theologischen Teil auf dem, was Frau Bertschinger bei der Geistigen Loge Zürich gelernt hat. Deren Lehre geht aber wiederum auf die des Pfarrers Greber zurück, von der hier bereits eingehend die Rede war. Frau Bertschinger hat sie allerdings entsprechend ihren Offenbarungen in phantasievoller Weise erweitert und umgestaltet. Zunächst fällt die süßliche und schwülstige Vortragsweise des durch sie sprechenden "Christus" auf, die ganz im Gegensatz zu der sachlichen Redeweise steht, wie sie uns im Neuen Testament von Jesus Christus überliefert ist. So hielt dieser angebliche Christus am 29. 4. 1978 z. B. folgende Ansprache:

"Meine innig geliebten Kinder!

Ich freue Mich, daß ihr von so weit hierhergekommen seid, um das göttliche Manna zu empfangen. Ihr steht alle in einem Feuerkelch und werdet durchstrahlt von Meiner Feuerglut, die angeschlossen ist an Meine Urglut, an das Urlicht und die Urkraft allen Seins. Diese Feuerkelche umgeben euch, sie sind golden, nicht rot! Sie sind gesegnet von Mir! In ihnen liegt Heil! In ihnen liegt der Sieg! In ihnen liegen die Reinheit und mein Licht! Dieses Licht, das alles erschaffen hat und alles am Leben erhält. Es ist das Licht der Ewigkeit!" usw.

 

In diesen Sätzen und vielen anderen wird nichts nachweisbar Falsches oder Böses vorgetragen. Es wird aber eine Vortragsweise gewählt, wie wir sie von dem in der Bibel überlieferten Christus nicht kennen, wie sie aber sehr gut dem Erscheinungsbild und der Redeweise von Frau Bertschinger entspricht. Aber dies sind zunächst Äußerlichkeiten, die nicht entscheidend sind. Wichtiger sind andere Dinge, die Pfarrer Warter am 22. 3. 1984 in Obereschach bei Ravensburg seinen Zuhörern berichtete. Er sagte u. a., daß der "Heiland" gegen alle chemisch-pharmazeutischen Mittel und gegen alle Konservierungs- und Farbstoffe sei, daß er den Genuß von Fleisch, Koffein und Thein ablehne und eine Ernährung durch Rohkost und Nüsse wünsche. In bezug auf die Astrophysik und die Entstehung der Welt habe der "Heiland" folgende Angaben gemacht:

"Die Liebe ist die wert- und gemeinschaftsschöpferische Urkraft des Geistes. Dieser Geist liegt in der Gottheit. Sie ist das Urlicht, das vor dem Urstoff existierte. Damit die Gottheit von ihren Geschöpfen überhaupt erkannt und wahrgenommen werden konnte, näherte sie sich der allerfeinsten, im Urstoff liegenden Feinstofflichkeit. So entstand die Wesenheit Gottes.

Durch die Verdichtung sind auch die Geisturatome entstanden. Aus ihnen wurden Urlichtmoleküle geschaffen, die von GOTT als Primärlicht bezeichnet werden. Aus diesem Primärlicht entstand die ganze Schöpfung. So auch die Sonnen. Die erste Sonne, die aus Geist, Kraft und Urlicht besteht, trägt den Namen Ur-Ur-Zentralsonne. Sie bildet sozusagen den Mantel von Gottvater. Daher lesen wir auch in der Bibel bei Paulus, 1. Timotheusbrief 6, 16: 'Er wohnt in unzugänglichem Licht.'

Aus der Ur-Ur-Zentralsonne wurden dann die 12 Ursonnen mit ihren Galaxien und Sonnensystemen sowie den weiteren Sonnen gebildet. Diese Ursonnen bestehen aus dem Primärlicht Gottes. Aus ihnen wurden auch 12 Universen geschaffen. In jedem Universum gibt es Millionen von Sonnensystemen. Unsere Erde ist der 12te Planet im 12ten Sonnensystem des 12ten Universums Gottes. Alles wird vom Urlicht des ewigen Gottvaters durchstrahlt und gespeist."

 

Die Lücke in unserem Planetensystem zwischen Mars und Jupiter, die ja, wie man seit dem vorigen Jahrhundert weiß, durch die sogenannten Planetoiden ausgefüllt wird, sei früher einmal durch einen großen Planeten namens "Mallona" besetzt gewesen. Der sei aber durch Atomexplosionen zerborsten. Für unseren Planeten sagt der "Heiland" einen Polsprung voraus, also ein Kippen der Erdachse um einen großen Winkelbetrag, was dann weltweite Überschwemmungen zur Folge haben wird. Das Baumsterben auf unserer Erde wird übrigens durch die hohe Radioaktivität hervorgerufen, während normalerweise der saure Regen und Luftverschmutzungen dafür verantwortlich gemacht werden. Weiter berichtete Pfarrer Warter:

"Der Mensch macht die Erde bald unbewohnbar. Die Luftvergiftung tritt so offensichtlich zutage, daß ich darüber nicht lange referieren muß. Unser Erlöser sagte einmal: 'Die Radioaktivität ist durch die vielen Atomversuche, die auch auf dem Meeresboden durchgeführt werden, so gesteigert worden, daß das Leben auf diesem Erdball massiv gefährdet ist. Im Ätherreich sind die Röntgeneinheiten auf 160 gestiegen. Bei 190 Röntgeneinheiten entstehen bereits Veränderungen in der physischen Hülle des Menschen.'

 

14 Tage darauf - in der Zwischenzeit fanden wiederum atomare Versuche statt - sprach ER noch einmal wie folgt darüber:

'Die Radioaktivität in der Luft hat ein solches Ausmaß angenommen, daß das Gehirn der Menschen angegriffen wird. Die normale Einheit an Röntgenstrahlen, die der Mensch ertragen kann, liegt bei 12. Nun ist sie bereits auf 170 angestiegen. Bedenkt, was ich euch gesagt habe! Bei 190 kommt das Delirium! Jene, die das Herz vernachlässigt, und es nicht in Liebe entwickelt haben, werden wahnsinnig, wie es in der letzten Phase auf Atlantis der Fall war.'"

 

Als Krönung dieser Mitteilungen empfand ich die Angabe:

"Der Heiland hat gesagt: 'Ihr erzeugt die Wolken durch eure schlechten Gedanken. Nur die Erde kennt Wolken!'"

 

Bei diesen Aussagen, die angeblich von Christus stammen sollen, handelt es sich um Behauptungen, die entweder nicht nachprüfbar sind wie z.B. die Angabe über den durch Atomexplosionen vernichteten Planeten Mallona, oder gefährliche Folgen haben können wie die Ablehnung aller chemisch-pharmazeutischen Mittel, oder die nachweisbar falsch sind. Dazu gehört die Behauptung, daß unsere schlechten Gedanken die Wolken erzeugen und nur die Erde Wolken habe. Auch der Planet Venus besitzt eine dichte Wolkendecke.

Ebenso sind die Angaben der irdischen Radioaktivität mit ihren Zahlenangaben ohne Maßeinheit reine Phantasiewerte. Auch ist es keineswegs so, daß die Strahlenbelastung in unserem Land in den letzten Jahren (von vorübergehenden Erhöhungen durch Tschernobyl abgesehen) stark angestiegen wäre. Sie ist bei uns viel zu gering, als daß dadurch nachweisbare Schädigungen hervorgerufen werden können.

Delirium wird durch Strahlenbelastung nie ausgelöst. Bei der mittleren Strahlenbelastung der Einwohner in der Bundesrepublik Deutschland von rund 2/1000 Sievert/Jahr, beträgt der Anteil, der von Atomversuchen und Kernkraftwerken herrührt, nur etwa 1%. Alles andere ist natürlichen Ursprungs (Bodenstrahlung, Höhenstrahlung) oder kommt von medizinischen Anwendungen.

Bei dem Vortragsabend vom 22. 3. 1984 wurden zum Schluß auch Fragen der Zuhörer beantwortet. Einer fragte: Wenn Christus schon alle chemisch-pharmazeutischen Mittel und alle Konservierungs- und Farbstoffe ablehne, warum Frau Bertschinger sich dann die Haare färbe (tiefschwarz) und die Fingernägel lackiere (dunkelrot)? In ihrer Antwort ging Frau Bertschinger auf die gefärbten Haare nicht ein und bemerkte nur, daß sie die lackierten Fingernägel für die Ausübung ihrer durch die Hände bewirkten Heiltätigkeit benötige.

Wenn ich die FIAT-LUX-Bewegung insgesamt beurteile, so fällt mir die tiefe Ernsthaftigkeit, die Religiosität und der gute Wille des Pfarrers Warter und vieler weiterer Anhänger auf. Die Botschaften, die sie empfangen, fordern zur Gottesliebe und zum Gutes-Tun auf. Aber gleichzeitig stellen die Geistwesen phantastische und nachweisbar falsche Behauptungen auf, wie sie auch bei anderen Sekten üblich sind. Außerdem schüren sie die Angst der Menschen vor dem nahen Weltuntergang, den nur ein Drittel der Menschheit durch Evakuierung in den Weltraum überleben wird.

Ausgestattet mit der angeblichen Autorität Christi wird von den gutgläubigen Anhängern jedoch alles geglaubt und für bare Münze genommen und dann auch reichlich gespendet. Auf den Gedanken, kritische und prüfende Fragen zu stellen, kommt von den Anhängern niemand. Wie kann man Christus auch prüfen wollen?

Am 19. Januar 1992 wurde durch eine gut dokumentierte Sendung des Ersten Deutschen Fernsehens unter dem Titel "Gesucht wird... das Sprachrohr Gottes" die breite Öffentlichkeit und die Justiz von Deutschland und der Schweiz auf die Geldpraktiken bei den Heilverfahren der Frau Bertschinger aufmerksam gemacht. Diese demonstrierte höchstpersönlich, wie sie durch Rühren mit der Hand von Leitungswasser in einer Badewanne das heilende Athrumwasser herstellte. Die spätere bakteriologische Untersuchung dieses und anderer im "Waschküchenverfahren" hergestellter Heilmittel ergab dann entsprechende Verunreinigungen. Das wiederum rief deutsche und schweizerische Gesundheitsbehörden auf den Plan, nachdem Frau Bertschinger schon 1988 wegen unerlaubter Behandlung meldepflichtiger und übertragbarer Krankheiten und der Herstellung von Medikamenten ohne Erlaubnis und deren Weitergabe an Patienten ohne vorherige Konsultation mit einer Geldbuße belegt worden war.


Die zweite Gruppe, in der sich ein "Jesus Christus" unmittelbar persönlich kundgibt, ist das "HEIMHOLUNGSWERK JESU CHRISTI, die Innere Geist-Christus-Kirche der Einheit, in der alle Menschen Brüder sind, getragen durch das innere Wort von Jesus Christus". Vor einigen Jahren, 1985, hat diese Gemeinschaft ihren Namen geändert und nennt sich heute "UNIVERSELLES LEBEN".

In diesem Fall kann ich keine persönlichen Eindrücke wiedergeben, sondern mich nur auf das umfangreiche mir vorliegende Schrifttum und Tonbandaufzeichnungen beziehen. Das Medium ist eine Frau Gabriele Wittek. Diese weist die Bezeichnung "Medium", und womöglich noch spiritistisches Medium, ganz entschieden zurück. Sie sei eine Prophetin und empfange ihre Mitteilungen durch das "Innere Wort". In der Terminologie der Parapsychologie ist sie deswegen aber trotzdem ein spiritistisches Medium, weil sie ja eine Verbindung zur jenseitigen Welt vermittelt. Der Art nach ist sie ein "hellhörendes" (weil sie innere Stimmen vernimmt) und ein Inspirationsmedium, vielleicht auch ein Trance-Medium.

In ihrem Lebenslauf aus dem Jahre 1980 gibt Frau Wittek an, 1931 in der Nähe von Augsburg geboren zu sein. Sie war katholisch, fühlte sich aber ab dem 18ten Lebensjahr nicht mehr an die Kirche gebunden. Sie sagt, daß sie niemals im Alten Testament, in einer Kirchengeschichte oder in Werken über Mystik gelesen habe und nichts von Propheten oder erleuchteten Menschen gewußt habe. Beruflich war sie zunächst Kontoristin. Mit 22 Jahren heiratete sie, zog 1956 nach München, bekam bald eine Tochter und gab dann ihre Berufstätigkeit auf. Nach zwölfjährigem Aufenthalt in München übersiedelte die Familie 1968 nach Würzburg. Am 12. November 1970 starb ganz überraschend die Mutter von Frau Wittek. Sie, wie auch ihr Vater, kamen über deren Tod nicht hinweg. Sie schreibt darüber wörtlich in ihrem Lebenslauf von 1980:

"Mich ergriff daraufhin eine fixe Idee. In dieser Zeit klagte ich oftmals Gott an und sagte: 'Was ist das für ein Leben, nur Arbeit, nur sparen, nur Tag für Tag ums tägliche Brot sorgen. Und wenn es dann einem Menschen etwas besser geht, dann muß er sterben!' Ich fragte: 'Bist du ein Gott der Liebe? Existierst du überhaupt?' Und dann kam die Frage: 'Gibt es überhaupt einen Gott, gibt es ein Weiterleben nach dem Tode?'"

 

Am ersten Jahrestag des Todes ihrer Mutter (1971) hatte Frau Wittek eine kurze körperliche für sie sichtbare Erscheinung von ihr. Daraus gewann sie die Überzeugung, daß es ein Fortleben nach dem Tode gibt. Wenig später wurde sie durch eine Nachbarin auf ein spiritistisches Medium aufmerksam gemacht, durch das sich auch gelegentlich verstorbene Angehörige meldeten. Frau Wittek ließ sich die Anschrift geben und nahm von da an etwa ein Jahr lang alle zwei bis vier Wochen an den Sitzungen des Mediums teil. Das oder die dort auftretenden Geistwesen, die sich sowohl als "Christus" als auch als "Gott" ausgaben, erkannten offenbar die mediale Veranlagung der Frau Wittek. Nach einem dreiviertel Jahr sagten sie ihr nämlich:

"Ich gebe ein großes Werk in deine Hände, und du wirst Mir noch viele Früchte bringen, denn Ich habe deinen Boden fruchtbar gemacht. Alles, was du im Geist und nach dem Geist erbittest, werde Ich dir schenken. So steht ihr im Kampf mit der Welt und mit dem Äußeren, doch Ich, euer Vater, bin um euch und gebe euch Meine Lichtboten. Tuet alles in Meinem Namen, und Ich werde euch schützen und leiten."

 

In der Folge stellten sich bei Frau Wittek starke Seelenkämpfe ein, die sich insbesondere in beängstigenden Träumen äußerten. Schließlich empfing sie am 6. Januar 1975 ihre erste Offenbarung. Sie sah visionär eine Gestalt in leuchtend weißem Kleid, die sie als ihren Schutzengel empfand, und dem sie für seinen Schutz dankte. Darauf "hörte" sie innerlich seine Antwort:

"Danke nicht mir, sondern danke Gott, unserem Herrn, denn er ist unser Führer und unser Wegbereiter. Wir sind nur seine Diener."

 

Auf ihre Frage, warum sie in ihren Träumen so geplagt werde, erhielt sie die Antwort:

"Alles, was in der Seele ist, kehrt sich nach außen, damit die göttliche Einstrahlung beginnen kann. Trete du den Träumen mit den Worten 'Jesus Christus' entgegen, und Christus wird in dir der Sieger sein. Tue alles im Namen Jesu Christi, und fürchte dich nicht, denn die rein-geistige Welt ist um dich."

 

Fünf Tage später hörte sie eine innere Stimme, die sagte:

"Ich bin Jesus Christus, der Welten-Erlöser!"

 

Er sprach in der Folgezeit regelmäßig durch Frau Wittek, daneben aber auch andere Geistwesen wie Bruder Emanuel als "Cherub der göttlichen Weisheit" und weitere Engel des Herrn.

Die inneren Anfechtungen und Seelenkämpfe bestanden jedoch zunächst fort.

Innere Stimmen sagten ihr:

"Alles, was du hörst, ist falsch. Es sind Trugbilder. Höre nicht hin."

 

Andere Stimmen sagten genau das Gegenteil. Sie war oft tagelang geistig abwesend und sah weder ihren Mann noch ihr Kind an. Tagelang weinte sie und wußte nicht warum. Diese Beschwerden hörten erst allmählich im Verlauf von drei Jahren auf. Trotzdem hielt sie aber in dieser Zeit ab Mitte 1975 bereits ihre ersten medialen Vorträge. Zuerst vor vier Zuhörern, dann in Nürnberg vor zehn und heute vor Hunderten und Tausenden von Interessierten. Die daraus entstandene Bewegung hat sich mit Windeseile über ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz bis in weitentlegene Länder der Erde verbreitet, getragen durch ständig herausgegebene Druckschriften der Durchgaben von Frau Wittek und durch Versand von Tonbandkassetten.

Welches ist nun die Lehre der Frau Wittek, beziehungsweise des durch sie sprechenden "Christus"? Die Kopfzeilen der Druckschriften sagen:

"Keine Sekte, keine Religionsgemeinschaft, kein Spiritismus, freie Menschen in Gott, geistig-göttliche Inspiration, die innere Geist-Christus-Kirche der Einheit, in der alle Menschen Brüder sind, getragen durch das innere Wort von Jesus Christus."

 

Konkret ähnelt die Lehre des HEIMHOLUNGSWERKS sehr stark derjenigen der FIAT-LUX-Bewegung. Es wird die Lehre des Geisterfalls und der wiederholten Erdenleben vertreten. Gegen pharmazeutische Produkte, gegen Alkohol, Nikotin, Fleisch und Fisch wird zu Felde gezogen, und am 3. 2. 1980 hieß es:

"Auch jedes Medikament, das nicht aus der Natur gewonnen wird, ist schädlich. Schon eine halbe schmerzstillende Tablette tötet im Körper einige Zellen. Müssen chemische Medikamente eingenommen werden, da es ja in der Welt Krankheiten gibt, die nur durch solche Medikamente eingedämmt werden können oder kranke Organe, die nur auf solch ein Präparat hin arbeiten, so sollten diese durch Gebetskraft magnetisiert werden. Jeder sollte sich überlegen, wieviel er einnehmen muß und von allem die geringste Menge nehmen."

 

Religiös wird die Gottes- und Nächstenliebe gepredigt, wenn auch in einer für den Normalmenschen sehr geschraubten und oft verworrenen Sprache, ähnlich wie bei Frau Bertschinger. "Christus" sagte am 23.2.1979 durch Frau Wittek:

"ICH BIN DAS OPFER FÜR EUCH ALLE, das auf Golgatha das Zepter des weiblichen Engels entgegennahm (damit ist der Satan gemeint, der bei Frau Wittek weiblich ist). Der Fall ist besiegelt. Die Menschheit, die heute noch im Sumpf dieser Welt lebt, kann natürlich das Opfer und die Besiegelung des Falls nicht verstehen. Über diese Welt fliegt ein finsterer und feuerspeiender Drache, der keinen Anfang und kein Ende kennt. Global fliegt er über das Menschengeschlecht hinweg. Im Sumpf dieser Welt steht das Kind, das emporgehoben werden soll durch die Flamme des Christus in sich. Weil die Menschheit die Flamme des Christus in sich nicht akzeptiert und nicht zu ihr kommt, kann auch der Christus eure Sünden nicht vergeben, denn gegenseitiges Vergeben ist das Gesetz des Lebens und der Liebe. WER NICHT VERGIBT, DER KANN AUCH NICHT EMPFANGEN. Du kannst deinen Bruder nicht beschimpfen, ihn gar töten und dann sagen: 'Herr, ich habe gesündigt, vergib mir!' O siehe, wenn du das aus der tiefsten inneren Reue sagst, weil dir plötzlich das Licht des Lebens aufgegangen ist - 'du sollst nicht töten und sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten, dann wird der Christus dich tragen, doch Er wird zu dir sagen: O siehe, hier ist dein Bruder, gehe zu ihm und bitte um Vergebung."

 

Am 16. November 1979 sagte "Christus" in München:

"Tue Buße, handle tagtäglich selbstlos, indem du deinem Nächsten dienst, ohne Anerkennung zu erhalten. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, sodann werden sich die göttlichen Elemente reinigen, worauf du den Heilsstrom Meines Lebens verspüren wirst, der durch die Elemente dein physisches Haus durchdringt."

 

In diesen Worten kann ich nichts Böses, Satanisches oder Heidnisches erkennen, wie das engdogmatische Gegner des Heimholungswerkes tun. Dagegen greift das Heimholungswerk seinerseits die bestehenden Kirchen sehr heftig an. Sie werden als "Steinkirchen" oder "fette Henne" bezeichnet, und ihren Würdenträgern werden die schwersten Vorwürfe gemacht. Sie werden als "reiche Prasser" bezeichnet. Im Mai 1979 wurde an alle evangelischen und katholischen Bischöfe und den Papst eine Schrift verschickt mit dem Titel "An die kirchlichen Würdenträger". Sie enthielt mit harten Worten eine ausgesprochene Buß- und Strafpredigt. Eine Antwort erhielt das Heimholungswerk verständlicherweise nie.

Zu dieser Intoleranz kommen wie beim FIAT-LUX-Werk und anderen ähnlich gelagerten Gruppen phantasiereiche astrophysikalische Behauptungen und Weltuntergangsvorhersagen. In der Schrift: "Die Vorbereitung zur Auflösung aller verdichteten Formen und die Wiederkunft des Herrn" aus dem Jahre 1980, wird alles genau erläutert und vor allem wieder die "Polsprungtheorie" herangezogen. Das liest sich dann so:

"Auch niedere Gedanken und Aggressionen, falsche Lehren und Handlungsweisen am Nächsten schwängern die Atmosphäre der Erde mit negativen Frequenzen. Auch dadurch wird die Struktur der Erde und deren Schwingungszahl verändert. Auch Flugzeuge, Hubschrauber, Fahrzeuge zu Wasser und auf der Erde, Satelliten, alles, was der Mensch an Geräuschen produziert, verändern die Struktur der Erde und somit deren Schwingungszahl. Die großen Massenverlagerungen, die der Mensch unbedenklich vornimmt, ergeben gegensätzliche Abstrahlungen und verändern mit allen anderen gegensätzlichen Handlungsweisen nicht nur die Umlaufbahn der Erde, sondern vor allem auch der speisenden Planeten.

Die Erde ist die Trägerin der geistigen und materiellen Atome und Elemente. Werden die Elemente und Atome der Erde durch gegensätzliches Denken und Handeln seitens der Menschen beeinflußt, so geschieht folgendes: Durch dieses geistige Unvermögen verändern sich die Erdachse und auch die Erdmagnetfelder. Teilweise werden sie sogar dadurch zerstört und durch das bedenkenlose Handeln verlagert. Durch die Veränderungen der Magnetfelder, der materiellen Elemente und Atome, können die speisenden Planeten ihre energischen Kräfte dem Erdplaneten nicht mehr gesetzmäßig übertragen. Um diese Planetenkräfte aufzunehmen, müßte der Wohnplanet ruhig seine Bahn ziehen und ähnlich wie ein Teleskop auf das Planetensystem ausgerichtet sein, damit er entsprechend der Gesetzmäßigkeit gespeist werden könnte. Durch die enormen magnetischen Veränderungen der Erde treffen die immer noch gesetzmäßigen Einstrahlungen der Planeten zum Teil auf zerstörte oder nicht für einen Strahlungsbereich vorgesehene Magnetfelder.

Durch diese Gesetzwidrigkeiten, die von der Menschheit ausgehen, entstehen auch in und auf der Erde enorme gegensätzliche Kräfte; das hat im Laufe der Zeit zur Folge, daß sich nach und nach die Elemente und Atome verändern. Sie erhalten durch ständige Zuwiderhandlungen der Menschheit eine gegensätzliche Rotation. Diese Umpolungen, die durch äußere Gewalt entstehen (z. B. atomare Versuche, Veränderungen des ökologischen Gleichgewichts), werden im Laufe der kommenden Zeit, in der Endzeit, große Katastrophen nach sich ziehen. Die Erde wird vor allem nach Christi Erscheinen durch große Polveränderungen (es fehlt: 'betroffen sein'), die zum Teil so erheblich sein werden, daß der Sonnenaufgang im Süden, Westen und später im Norden sein wird.

Im letzten Abschnitt des Fischezeitalters wird der Menschheit Erlöser erscheinen. In diesem letzten Abschnitt des Fischezeitalters werden sich ebenfalls große Katastrophen bemerkbar machen, da die Aggressionen seitens der Menschen nicht abgebaut wurden. Ihr Stau liegt im atmosphärischen Bereich, in und auf der Erde sowie in den Seelen der Menschen. Die gesetzlichen Energien müssen frei werden, damit vor allem in den erwachten Seelen das goldene Zeitalter beginnen kann.

Auch die von der Erde wegen deren Veränderungen nicht mehr angenommenen Planetenenergien bilden im Sonnensystem einen erheblichen Kräfterückstau. Dieses Kräftepotential, das von der Erde und deren Satelliten, den Menschen, nicht mehr umgewandelt wurde, kann von der Sonne nicht mehr absorbiert werden. Das hat nicht nur zur Folge, daß sich die materiellen Elemente und Atome verändern und nach und nach eine gegensätzliche Rotation annehmen, sondern auch die Planetenbahnen werden sich durch diesen Kräftestau verschieben. Dadurch verändert sich die Gravitation, der Massenausgleich.

Die auf die Erde ausgerichteten Planeten werden ihr Kräftepotential weiterhin der nicht mehr aufnahmefähigen Erde übertragen, wodurch sich auf und in der Erde und im gesamten Sonnensystem nach und nach vieles verändern wird. Das Kräfteverhältnis kommt durch diese Veränderungen immer mehr zum Schwanken, und die Gravitation wird sich so erheblich ändern, daß sich nach des Herrn und Meisters Erscheinen die Sedimentschichten der Erde (wie die Baumrinde vom Baum) lösen werden.

In dieser Zeit werden sich die Natur- und Tierreiche umgestalten, und der Mensch wird noch nie dagewesene Krankheiten erfahren. Abgesehen von der atomaren Verunreinigung der Körper und des Erdkörpers wird der Mensch Hautleiden und Knochenveränderungen erfahren, die den Menschen nicht mehr als Mensch erscheinen lassen. Seine tierische Natur und auch seine Charakterlosigkeit und Willensschwäche werden ihn sehr verändern. Seine Struktur wird dem Urmenschen ähnlich sein."


In dieser Weise folgen die Ausführungen 35 Seiten lang, eine laienhafte Phantasiebehauptung nach der anderen, die physikalisch alle völlig falsch und unmöglich sind. Warum sollte eigentlich Gott seine Naturgesetze so auf den Kopf stellen? Er hat doch ganz andere Möglichkeiten des Eingreifens! Es handelt sich hier nur um pseudowissenschaftliches Geschwätz eines Vortragenden, der auf die Dummheit und Leichtgläubigkeit seiner Zuhörer setzt. Wie manche anderen christlichen Sekten, so verspricht auch das Heimholungswerk den Bußfertigen bei der nahen Wiederkunft Christi eine körperliche Errettung. Sie soll folgendermaßen ablaufen (S. 28):

"Von den Brüdern des Alls werden, durch die Gnade des Herrn, gerade für die Erscheinungs- und Entrückungszeit, Raumgleiter verschiedener Arten konstruiert. In etwas höherschwingenden Bereichen werden Seelen und in einer geistigen Umhüllung lebende Menschen von Lehrwesen übernommen. Sie kommen dann entweder in geschaffene und vorbereitete Bauwerke, die der Schwingungszahl des Planeten angepaßt sind, oder auf Wiesen und in die Wälder. Jene Menschen und Seelen, die auf Wiesen oder in Wäldern leben, bedürfen einiger aufbauender Kräfte, die gerade über die Planetenmasse dem menschlichen Körper oder der Seele zufließen können. Es sind bestimmt schwingende Reizzonen, die für die Seele aufbauend sind.

Auch für die Tierseelen werden hochentwickelte Raumgleiter bereitstehen, die ausschließlich Tiere und Tierseelen auf entsprechende Planeten bringen. Dort werden diese auf die Entwicklungsebenen in den rein-geistigen Welten ausgerichtet. Das heißt, deren Seelenpartikel werden von den auf der Materie angenommenen Gewohnheiten und von den durch die ständigen Polveränderungen und Katastrophen verursachten seelischen Beeinträchtigungen gereinigt (entspiegelt). Nach dieser Entspiegelung und Ausrichtung können die Teilseelen dann ohne große Mühe von den rein-geistigen Entwicklungsbereichen angezogen werden.

Die Menschen, die weiterhin gottlos bleiben, werden in Angst und Panik geraten, da sie einige Zeit in Finsternis leben, weil sie die erhöhten geistigen Lichtkräfte nicht wahrnehmen konnten. Nach dieser Umnachtungszeit werden diese Menschen wohl einige Lichtstrahlen wahrnehmen, die sie jedoch nicht deuten können, da ihre Seelen und Körper vom Heiligen Geist Gottes nicht berührt und nicht in die göttliche Schwingung gebracht werden konnten, um die Herrlichkeit und Macht eines Königs der Himmel zu schauen.

Durch Angst und Schrecken werden ihre Seelen in noch niedrigere Schwingung fallen. Sie werden sodann gegen jene vorgehen, die inzwischen beten gelernt haben und Gott um Vergebung bitten und durch die Hinwendung zu Gott in Jesus Christus die Gnadenkraft erlangten. Auch diese Gottessucher und Beter werden wieder verhöhnt und verspottet werden. In den verfinsterten Menschen verstärkt sich weiter der Satan der Sinne, und es werden wiederum kriegerische Zustände und ein erneutes Blutvergießen herrschen.

In dieser fortschreitenden Verklärungs- und Entrückungszeit werden viele umnachtete Menschen erleben, daß in den eigenen Familien ein Betender plötzlich verschwindet und nicht mehr zurückkommt. Die Gottlosen werden die im Gebet Befindlichen, die sich auf das Licht vorbereiten, anklagen, sie hätten ihre Anverwandten und Bekannten entführt, während diese verklärt oder mit Raumgleitern - in denen die menschliche Struktur verändert wird - auf andere Planeten entrückt wurden."

 

Jedem halbwegs aufmerksamen, aufgeweckten und nur ein wenig naturwissenschaftlich vorgebildeten Leser müssen bei diesen Behauptungen doch die allergrößten Zweifel an der Tatsächlichkeit des angeblichen Christus kommen. Es spricht alles dafür, daß Geistwesen, die vielleicht zu irdischen Lebzeiten Sektenprediger waren, ihr Missionswerk aus dem Jenseits fortsetzen wollen und sich besondere Aufmerksamkeit und größten Publikumserfolg dadurch verschaffen, daß sie sich als Christus, Gottvater oder hohe Engel ausgeben. Niemand der Zuhörer wagt dann, sie ernsthaft zu prüfen.

Erfahrungsgemäß gibt es genügend enttäuschte und suchende Menschen, die dann alles oder fast alles für wahr halten. Es sind Menschen, die sich in den Amtskirchen nicht mehr zu Hause fühlen, die Fragen empfinden, die dort nicht beantwortet werden, und die auf der Suche nach dem eigentlichen Sinn des Lebens und nach Geborgenheit sind. Manche wenden sich dann irgendwelchen Sekten zu, manche finden zu asiatischen Religionsformen oder sogenannten Jugendreligionen, und manche gehen zum Heimholungswerk/Universelles Leben oder ähnlichen spiritualistischen Gruppen. Wenn sie dadurch bessere und glücklichere Menschen werden und sich Gott und Christus zuwenden, sollte sie dafür niemand tadeln.

Welche Kirche ist schon imstande, die absolute Wahrheit zu bieten? Sicherlich keine. Dazu hat Menschenhand die Lehre Christi zu sehr gemäß dem jeweiligen Zeitverständnis und den politischen Erfordernissen abgewandelt. Ein Blick in die christliche Kirchengeschichte zeigt das deutlich.

Für bedauerlich halte ich nur, daß die besprochenen und andere Gruppierungen durch die Leichtgläubigkeit und Spendenfreudigkeit ihrer Anhänger auch an größere Geldbeträge gelangen, die dann in Grundstücken und geschäftlichen Unternehmungen angelegt werden. Das geschieht gelegentlich über Drittpersonen, um nach außen den Schein der Besitzlosigkeit zu wahren. Leider ist es so, daß dort, wo viel Geld zusammenkommt und die Kontrolle wegen der göttlichen Autorität gering ist, sich häufig auch Menschen finden, die für das Geld eine private Verwendung haben. Das war schon bei den Söhnen des Propheten Samuel so (1. Sam. 8,1), kommt bei den großen Kirchen vor, und gilt in starkem Maß für religiöse Sondergruppen. Ich habe einen sehr traurigen Fall von nahem miterlebt.

Es sind Medien, deren Geistführer vielleicht das Beste wollen, die aber nicht über höheres Wissen verfügen, sondern ihrer blühenden Phantasie freien Lauf lassen und sich damit wichtig tun wollen. Ihr Verhältnis zu uns Menschen beurteile ich ähnlich dem Verhältnis von Europäern im vorigen Jahrhundert zu Hottentotten oder Australnegern.

Die christlichen Europäer schickten zu diesen Urvölkern ihre Missionare, die ihnen von Gott und der Heiligen Schrift berichteten. Der Bericht fiel aber sehr verschieden aus, je nachdem ob der Missionar ein Katholik, ein Protestant, ein Adventist, Mormone, Zeuge Jehovas oder gar Muslim war. Alle behaupteten natürlich, die reine und unverfälschte Wahrheit zu verkünden. Meistens glaubten sie wohl auch selbst daran und beriefen sich auf frühere Offenbarungen, den Heiligen Geist, der sie inspiriert habe oder eine Unfehlbarkeit. Aber sogar die Hottentotten sind über das unterschiedliche Angebot und die gegenseitige Feindschaft der Missionare manchmal ein wenig erstaunt gewesen.

Ähnlich ist wohl das Verhältnis mancher Jenseitiger zu uns. Sie fühlen sich zur Mission bei uns Menschen getrieben und verkünden uns, was sie zu wissen glauben und vielleicht schon auf der Erde zu Lebzeiten geglaubt haben. Das alles erfolgt ganz im Brustton der Überzeugung wie bei den irdischen Missionaren. Aber wie diese haben sie nicht das Verlangen und vielleicht auch nicht die Möglichkeit, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Wie diese verteilen sie Körnchen der Wahrheit, aber diese Körnchen schmücken sie oftmals wie eine Kindergottesdiensthelferin oder ein Geistlicher zu einem farbenprächtigen Gemälde über den Himmel aus. Auch die Kindergottesdiensthelferin denkt sich nichts Böses dabei und hat die besten Absichten. Und denken Sie bitte an die vielen Posaune blasenden, nackten Engel in einer Barockkirche. Sie stellen doch auch nur eine menschliche Ausschmückung eines von der Kirche gelehrten Himmels dar. Welcher Gläubige aber hätte es vor 200 Jahren wohl gewagt, seinem Priester gegenüber Zweifel darüber zu äußern, ob der Himmel wohl wirklich so aussieht?

Ähnlich ausgeschmückte Bilder eines Jenseits erhalten wir in manchen spiritualistischen Gemeinschaften. Die Mehrzahl der Menschen lehnt wegen solcher Schilderungen die ganze Botschaft ab. Eine kleine Gruppe dagegen nimmt alles für bare Münze, ohne genaue Fragen zu stellen und Wahrheitsbeweise und stichhaltige Begründungen zu verlangen. Beide Haltungen sind für mein Gefühl nicht richtig. Wir müssen versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen, so weit das irgendwie möglich ist. Das ist kein leichter Weg. Aber die Wahrheit zu erkennen und zu finden ist überall und immer schwer gewesen. Nicht umsonst hat Pilatus die Fragen aufgeworfen: "Was ist Wahrheit?" Doch wer das Leben und sein eigenes Dasein wirklich ernst nimmt, kann an dieser Frage nicht vorübergehen.

Bei ihm wurden keine phantastisch-utopischen Zukunftsbehauptungen aufgestellt, kein Weltuntergang vorausgesagt, keine Entrückung seiner Anhänger in Aussicht gestellt, dafür aber eine sachliche, ernsthafte und logisch folgerichtige Sprache geführt. Dabei werden Fragen beantwortet, auf die viele nachdenkliche Christen in den herkömmlichen Kirchen keine Antwort erhalten. Daher bilden diese Durchgaben für viele Menschen eine wertvolle Ergänzung ihres christlichen Glaubens, ohne daß gleich behauptet wird, Gott sei hier unmittelbar persönlich in Erscheinung getreten.

Der Wißbegierige, der nicht alles auf sich beruhen läßt und den einfachsten Weg geht, sich irgendeiner Religion, Lehre oder Auffassung anzuschließen, die ihm am bequemsten erscheint, hat einen schwierigen und oft enttäuschenden Weg bei dem Verkehr mit der jenseitigen Welt vor sich. Wenn er die Wahrheit schon jetzt bruchstückweise erkennen will, muß er mühsam wie ein Archäologe Steinchen für Steinchen sammeln, immer wieder neu zusammensetzen, prüfen, wieder verwerfen, erneut graben, um dann vielleicht endlich neue, gesicherte Erkenntnisse zu gewinnen, aus denen sich ein halbwegs haltbares Gedanken-Gebäude konstruieren läßt.

 

Der Jenseitsforscher muß versuchen: