Dieses Mal war nur die Hälfte der Beisitzer im Konferenzsaal anwesend.
ASHTAR SHERAN saß bereits an seinem gewohnten Platz. Nach der Begrüßung
aller Anwesenden begann der Kommandant mit den Worten:
"Heute haben wir keine interstellare Konferenz einberufen, sondern nur
eine kleine Diskussionsrunde. Wir wollen über einen sehr wichtigen Fall
reden, der sich auf der Terra zugetragen hat. Unser Raumschiff steuert inzwischen
Ihren Heimatplaneten an, Herr Berger. Wir setzen sie demnächst wieder
in New Mexiko ab, genau an der Stelle, an der wir sie aufgenommen hatten.
Martin nickt, sagte aber nichts darauf. Zu seiner eigenen Verwunderung verspürte
er keine besondere Freude darüber, die SANTINER und dieses Raumschiff verlassen
zu müssen. Verwundert über seine eigene Reaktion hing er den Gedanken
nach, wurde aber von den Worten des Kommandanten abgelenkt.
"Das Wunder von Fatima (-7-)
ist der eindeutigste Beweis unserer außerirdischen Existenz", sagte
der außerirdische Kommandant und WELTENLEHRER. "Einen besseren Beweis
gibt es nicht. Aber den Kirchen ist es nicht recht, wenn ihr Marienkult richtiggestellt
wird. Die Kirchenvertreter scheuen vor keiner Lüge und vor keiner Blasphemie
zurück; sie verteidigen die Unwahrheit - auch dann noch, wenn sie den
Irrtum bereits erkannt haben."
"Gehen Sie dabei mit der Kirche nicht etwas zu hart ins Gericht?", warf Martin
ein.
"O nein! Im Gegenteil – es ist noch viel zu milde ausgedrückt",
antwortete der Kommandant sehr bestimmt. "Sehen Sie, Herr Berger, die Kirchen
segnen feierlich die Glocken ein. Aber wenn es um das große Morden geht,
haben sie nicht den Mut, ihre heilig geweihten Glocken zu verteidigen; sie
werden herabgenommen und eingeschmolzen, um Menschen zu töten und zu
verstümmeln. Das ist passiert, Herr Berger - und es ist nur ein kleines
Beispiel von vielen!
Nun zu Fatima: Im Jahre 1917, irdischer Zeit, erhielten wir den Auftrag,
die Erdenmenschheit vor den kommenden gefährlichen Auseinandersetzungen
zu warnen. Mit einem diskusförmigen Flugobjekt brachten wir einen unserer
Botschafter in die Gegend von Fatima. Er sollte in spanischer Sprache die
Botschaft überbringen.
Um den außerirdischen Charakter dieser Botschaft zu wahren, suchten
wir uns drei Hirtenkinder aus, deren Intellekt nicht ausreichte, um eine
solche Botschaft selbst zu erfinden. Man sollte wissen, daß es sich
um eine außerirdische, meinetwegen auch überirdische Überbringung
handelte. Weil unser Botschafter aber langes blondes Haar trug und für
irdische Begriffe von übermenschlicher Schönheit war, wurde er
für die Mutter CHRISTI gehalten.
Wir stellten zu den Hirtenkindern einige Kontrakte her - und so, wie
man uns früher für 'Götter' gehalten hatte, so hielt man
uns auch innerhalb der katholischen Bevölkerung für eine Himmelserscheinung
im Sinne ihrer Religion. Doch diese Meinung kam unserm Vorhaben sehr zu
statten. Durch Levitationen wurde das Übersinnliche noch stärker
betont. Weil aber das Gedächtnis der Hirtenkinder nicht besonders gut
ausgeprägt war, und weil sie Angst hatten, war unsere Unterredung stets
nur sehr kurz."
Der Kommandant gab SO SHIIN einen Wink und sagte:
"SO SHIIN kann uns darüber sehr genau berichten, denn er kennt
den Originaltext der katholischen Kirche, die das Wunder von Fatima protokollieren
ließ."
SO SHIIN blätterte in einem Buch und begann den Text zu verlesen:
"Es handelt sich um die dritte Erscheinung vom 13. Juli 1917: Eine große
Menschenmenge aus der ganzen Gegend war in der Cova da Iria versammelt. Es
waren ungefähr vier- bis fünftausend Personen. Plötzlich leuchtete
am Himmel ein greller Blitz auf. Das Licht kam von Osten. Auf Luzias Bitte
knieten die Massen nieder. Alle Anwesenden hatten eine kleine weiße
Wolke wahrgenommen, die den Erscheinungsort umgab. Das Sonnenlicht war deutlich
gedämpft. Diese Zeichen wiederholten sich bei jeder Erscheinung."
ASHTAR SHERAN hob seine Hand und fügte hinzu:
"Unsere Flugobjekte werden oft als eine leuchtende Scheibe oder als
Kugel wahrgenommen. Das magnetische Kraftfeld erzeugt eine sehr starke Lichtaura.
Außerdem verändern sich die Atome der Luft, so daß eigenartige
Flocken auf die Erde herabfallen, die sich aber wieder auflösen. Jedes
unserer Flugobjekte kann die Erde versengen oder auch einen Orkan auslösen.
Ein heftiger Windstoß ist immer vorhanden, wenn ein Flugdiskus herabkommt."
Der WELTENLEHRER nickte SO SHIIN freundlich zu und dieser fuhr mit seiner Lesung
fort:
"Über die Hirtenkinder gaben wir die Botschaft, daß wir am
13. Oktober 1917 ein 'Wunder' am Himmel zeigen würden. Da die Kinder
nicht wußten, was ein Phänomen ist, ließen wir es bei einem
göttlichen Wunder.
An diesem besagten Tage hatten sich bereits mindestens 70.000 Menschen
versammelt, um das angekündigte Wunder zu sehen. Das Originalprotokoll
berichtet darüber:
'Die großen Tageszeitungen hatten ihre besten
Reporter geschickt. Es regnete. Die Sonne war hinter Wolken versteckt.
Die Menge sang fromme Lieder. Genau um 12.00 Uhr rief Luzia aus: Da! Ich
sehe sie!' Schlagartig hörte der Regen auf. Luzia rief: 'Schaut zur
Sonne!' Nun sah die ungeheuere Menge ein großartiges Schauspiel.
Die dichte Masse der Regenwolken stob auseinander. Die Sonne erschien
wie eine silberglänzende Scheibe, die man ohne Anstrengung und Gefahr
anschauen konnte. Sie begann sich wie ein Feuerrad um sich selbst zu drehen.
Dabei leuchtete sie in allen Farben des Regenbogens und streute nach allen
Seiten hin Lichtflämmchen und Feuergarben aus.'"
Dies ist das Original-Protokoll des Vatikans. 70.000 Augenzeugen
haben das UFO-Phänomen gesehen! Das Phänomen stimmt mit Tausenden von
ähnlichen UFO-Sichtungen überein. Diese Tatsachen abzustreiten ist eine
böswillige Verleumdung und Diskriminierung ohnegleichen.
Lieber Leser, bedenke, daß an diesem hochinteressanten
Bericht die SANTINER mitgewirkt haben. Die SANTINER haben größtes
Interesse daran, daß die WAHRHEIT über die ganze Welt verbreitet
wird. In Brasilien hat sich ein weiterer Verlag bereit erklärt, die SANTINER-Botschaften
in portugiesischer Sprache zu veröffentlichen.
Medialer Friedenskreis Berlin
An dieser Stelle stoppte ASHTAR SHERAN abermals die Ausführungen von SO
SHIIN. Der Kommandant erhob sich und sagte:
"Das ist eine einwandfreie Beschreibung eines unserer Diskusobjekte.
Die Sonne war hinter den Wolken versteckt. Niemand konnte sie sehen. Aber
der Windstoß des Raumschiffes teilte die dicken Regenwolken und war
von den vielen Menschen klar zu erkennen.
Die Sonne scheint nicht silbern; man kann auch nicht mit ungeschützten
Augen lange in sie hineinsehen. Lichtstrahlungen in allen Regenbogenfarben
sind bei der Sonne nicht üblich, aber sie sind typische Begleiterscheinung
unserer Raumschiffe, wenn sie mit der Atmosphäre in Berührung
kommen. Da gibt es nichts weiter zu erklären, Herr Berger."
Der Kommandant gab SO SHIIN einen Wink und dieser setzte seine Lesung fort:
"Das Protokoll des Vatikans, welches von P. L. Gonzaga da Fonseca S.
J., Professor am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom verfaßt wurde,
berichtete weiter:
'Himmel und Erde, Felsen und Menschen waren nacheinander
in gelbes, grünes, rotes, blaues, violettes Licht getaucht. Einige
Augenblicke stand die 'Sonne' still. Dann begann sie wieder dieses licht-
und farbensprühende Kreisen um sich selbst, noch herrlicher als vorher.
Wiederum hielt sie inne und zum dritten Male wiederholte sich das Feuerwerk,
das keine Fantasie sich vorstellen kann.
Und die 70.000 Menschen? Sie starrten außer sich,
atemlos und wie gebannt zum Himmel empor. Plötzlich schien es, als
ob die Sonne sich vom Firmament loslöse, in Zickzacksprüngen
auf die Erde stürze. Ein ungeheuerer Schreckensschrei stieg aus der
Menge auf: "Milagere! Milagere!" Alle fielen auf die Knie und in den Morast.
Dann sangen sie das Credo."
Martin hatte aufmerksam zugehört. Diese Darstellung war ihm nicht ganz unbekannt.
Er meldete sich zu Wort und sagte: "Soviel ich weiß, schreibt man dieses
Wunder der Gottesmutter Maria zu. Aus diesem Grunde ist Fatima der größte
Wallfahrtsort der Welt geworden." ASHTAR SHERAN nickte zustimmend und antwortete:
"Wir haben nichts dagegen, daß es so ist. Aber die Wirklichkeit
war dennoch anders. Der Bote, der auf uns aufmerksam machen sollte, hatte
langes, lockiges Haar. Seine Kleidung war sehr prächtig. Er wurde von
den Kindern als eine bildschöne Frau angesehen. Bei ihrer Vernehmung
wurden den Kindern unter Drohungen so viele Suggestivfragen gestellt, daß
aus einem SANTINER eine Muttergottes wurde. Übrigens: GOTT hat keine
Mutter. GOTT ist kein Mensch!"
"Also war es kein religiöses Wunder?", fragte Martin.
"Nein, nicht in dem Sinne, wie man es auf der Terra ausgelegt hat. Aber
wir handelten in einem göttlichen AUFTRAG", sagte der Kommandant.
"Aus Anlaß dieses großartigen Wunders hat man der 'Gottesmutter' eine
Kapelle gebaut", sagte Martin. "Man hat der Figur der Maria eine Krone gestiftet,
die aus kostbarem Gold gefertigt ist. Diese herrliche Krone ist etwa 1.200 Gramm
schwer und enthält 950 Brillianten von 76 Karat, 1.400 Rosetten von 20 Karat,
313 Perlen und außerdem noch 2.650 kostbare Edelsteine. Als Journalist habe
ich mich einmal für den Wert dieser Krone interessiert und deshalb sind mir
diese Angaben noch in Erinnerung." ASHTAR SHERAN lächelte und sagte:
"Eigentlich ist die Krone für uns bestimmt. Aber ich muß
tatsächlich lächeln, wenn ich daran denke, daß man uns heute
verspottet und als Feinde hinstellt. Mit Edelsteinen kann man sich keine göttlichen
Sympathien erkaufen, auch nicht die Kirchen.
Der Stern von Bethlehem wurde auch als ein göttliches Wunder hingestellt.
Hat das den Atheismus aufgehalten?"
13.0 Starrsinn der Wissenschaft
"Auf Erden macht man den Fehler, daß man einen Computer mit einem menschlichen
Gehirn vergleicht. Das führt zu dem Dogma, daß die Materie das Denken
hervorbringt. Sehen Sie das auch so?", fragte Martin.
"So ist es", erwiderte ASHTAR SHERAN. "Aber ein Computer sortiert nur
vorhandene Daten, die der Mensch ihm zuvor eingegeben hat. Ein Computer besitzt
keine Phantasie und kein Gewissen, sondern rechnet mit Zahlen. Der Computer
ist ein großartiges Hilfsmittel für den Menschen, doch diese Maschine
besitzt kein eigenes Denken, keine Gefühle, kennt keine Verantwortung
und ist unfähig, seine eigenen Fehler zu entdecken. Daran wird sich vorerst
auch nichts ändern. So gut ein Computer auch sein mag, die letzte Entscheidung
trifft der Mensch."
Martin spürte immer deutlicher, daß man aus ihm einen anderen Menschen
gemacht hatte. Doch bei diesem Gedanken war ihm nicht ganz wohl. Er erkannte,
daß er von der Erdenmenschheit innerlich abgerückt war. Er fühlte
sich sehr mit den SANTINERN verbunden.
Was Martin am meisten kränkte, war die Tatsache, daß es auf der
Erde Wissenschaftler gab, die sich störrisch der WAHRHEIT widersetzten.
Diese Wissenschaftler regierten die Welt. Es waren nicht die großen
Politiker allein, denn diese richteten sich stets nach der Wissenschaft. Wenn
die Wissenschaft sagt, daß eine Wasserstoff-Atombombe keine direkte Gefahr
für die Erde darstellt, so geben die Politiker den Auftrag, diese Bombe
zu zünden. –
Das alles ging durch Martins Hirn.
Schließlich wandte er sich an den Kommandanten und sagte: "Auch wenn
ich Zeuge einer außerirdischen Raumfahrt bin und meine Erfahrungen und
Erkenntnisse veröffentliche, so werden doch hunderte Wissenschaftler gegen
diese Tatsache protestieren und mich für verrückt erklären."
"Das ist doch absolut nichts Neues", antwortete ASHTAR SHERAN gelassen.
"Als die erste Eisenbahn gebaut wurde, protestierte die Wissenschaft auch
gegen dieses Unternehmen mit der Begründung, daß die Menschen schon
vom Zusehen in Ohnmacht fallen würden. Solche Beispiele gibt es genug;
auch wenn die meisten Menschen auf der Terra nichts davon wissen.
Die irdische Wissenschaft schreitet von Irrtum zu Irrtum und es dauert
oft Jahrhunderte, bis man auf die WAHRHEIT stößt, die ein Laie
schon längst erkannt hatte.
Eingepauktes Wissen macht noch kein Genie!
Auch diese WAHRHEITEN hier, muß die Wissenschaft einmal anerkennen.
Daran kommt sie nicht vorbei.
Wenn der Starrsinn der Wissenschaft nicht gebrochen werden kann,
geht die Terra in Trümmer.
Selbstverständlich haben die Forscher recht, wenn sie sagen, daß
selbst bei einem mit Lichtgeschwindigkeit fliegenden Raumschiff die Reise
zu einem benachbarten Sonnensystem zu lange dauern würde. Aber diese
Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es nicht; sie wird nur angenommen. Das Licht
hat natürlich seine Begrenzung; aber das schließt doch nicht aus,
daß es nicht noch andere Geschwindigkeiten gibt.
Ich weiß, daß man sich auf der Terra bereits mit sogenannten
Tachyonen beschäftigt, für die es keine Lichtgeschwindigkeitsgrenze
gibt. Aber die Antimaterie und ihre GESETZE stellt, in Verbindung mit
den materiellen Magnetkräften, alles in den Schatten."
"Hat sich der Physiker Einstein getäuscht?", fragte Martin.
"Hinsichtlich der Lichtgeschwindigkeit hatte er recht. Doch die Lichtgeschwindigkeit
ist nicht absolut, weil es noch wesentlich höhere Geschwindigkeiten gibt",
antwortete ASHTAR SHERAN.
Für einen Moment wurde die Gesprächsrunde unterbrochen. Eine Nachricht
wurde dem Kommandanten überbrachte. ASHTAR SHERAN las und wandte sich dann
der Gesprächsrunde zu:
"Ich erhalte soeben die Nachricht, daß die drei irdischen Raumfahrer
heil und gesund auf der Terra gelandet sind. Wir freuen uns über diesen
Abschluß eines gewagten Versuches."
Martin fühlte sich nach dieser Nachricht sichtlich erleichtert. Bevor
er jedoch eine weitere Frage an den Kommandanten richten konnte, wurde es ihm
plötzlich schwarz vor Augen. Der Journalist sackte in seinem Sessel zusammen
und rührte sich nicht mehr.-
14.0 Götterbesuch in Indien
Als Martin Berger wieder zu sich kam, hörte er leise und verschwommen
eine sanfte Stimme, die zu ihm sprach. Martin versuchte die Augen zu öffnen,
was ihm nur mühsam gelang. Alles war verschwommen. Hatte er geträumt?
- Undeutlich sah er, wie ihm eine Hand einen Becher reichte:
"Herr Berger! - Sind Sie wach? – Nehmen Sie bitte die Medizin, sie wird
Ihnen helfen."
Allmählich erkannte Martin die schönen Augen von MUMTASEE. Er nahm den
Becher in seine Hand und trank langsam einen Schluck. "Was ist passiert?", fragte
er die Außerirdische.
"Ihr Körper reagiert", sagte die Außerirdische. "Sie haben
einen Kreislaufkollaps bekommen. Bei der Konferenz sind Sie beinahe aus dem
Sessel gefallen. Aber keine Angst, wir bringen Sie schon wieder auf die Beine.
Das Raumschiff befindet sich ja bereits auf der Rückreise zur Terra.
Bald haben Sie alles hinter sich."
"Sie sind ein wunderschönes Mädchen. Wissen Sie das?", fragte Martin,
der seine Bewunderung für die außerirdische Frau nicht verbergen konnte.
MUMTASEE antwortete nicht, sondern lächelte nur. Martin spürte, daß
er sie aus irgendeinem unbekannten Grunde liebte. Aber sollte man nicht jeden
Menschen aus unbekanntem Grunde lieben? Warum gab es überhaupt Feinde? Die
Außerirdische schien Martins Gedanken erraten zu haben:
"Sich überall Feinde zu machen, ist sehr einfach. Sich aber einen
wahren Freund zu erwerben, ist viel, viel schwerer."
Martin nickte mit dem Kopf und stand langsam auf. Die Außerirdische hatte
recht, daran gab es keinen Zweifel. Die SANTINER waren nicht nur technisch überlegen,
sondern auch geistig wesentlich ausgereifter als die irdische Menschheit. Auch
MUMTASEE erhob sich und wollte sich verabschieden. Martin wehrte ab und sagte:
"Bitte bleiben Sie noch eine Weile bei mir. Ich möchte noch gerne mit Ihnen
sprechen." Die harmonische Ausstrahlung dieser Frau erinnerte Martin daran, daß
man die SANTINER stets für Götter gehalten hatte. "Glauben Sie daran,
daß der Mensch seinen Tod überlebt?", fragte er.
"Wenn die irdische Wissenschaft nicht so hochmütig wäre, hätte
sie bereits beweisen können, daß der Mensch den Tod überlebt.
Aber dazu gehört mehr Demut, die überall noch fehlt", sagte die
Außerirdische.
"Ja, ich glaube auch, daß das Wissen um das Überleben nach dem Tode,
die wirklich alles entscheidende Religion ist", sagte Martin.
"Auf der Terra gibt es genug absolute Beweise, nicht nur einige, sondern
millionenfach, daß der Mensch seinen Tod überlebt. Auch wenn man
eine so wichtige WAHRHEIT jahrtausendelang unterdrückt, verfälscht
und mißdeutet, so kommt doch einmal der Zeitpunkt, wo alles dieses nicht
mehr zählt; denn WAHRHEIT ist etwas, das man nicht ewig unterdrücken
kann. Man glaubt auf der Terra nicht an die Unsterblichkeit und an das bewußte
Überleben nach dem Tode. Man sagt statt dessen: 'Lassen Sie mich mit
diesem Unsinn zufrieden.'"
SHINUN kam herein, um sich nach dem Befinden seines Gastes zu erkundigen. MUMTASEE
berichtete und verabschiedete sich dann von Martin Berger, der sich sehr herzlich
für alles bei ihr bedankte. Dann wandte Martin sich an SHINUN und fragte:
"Hatte Indien einmal etwas mit den SANTINERN zu tun oder sind dort andere Außerirdische
gewesen?" SHINUN winkte ab und sagte:
"Andere Außerirdische müßten schon lange vor uns auf
der Erde gewesen sein", sagte SHINUN. "Solange wir uns mit der Terra befassen,
hat kein anderer außerirdischer Besucher diesen Läuterungsplaneten
betreten. Wir werden jetzt O SEMIO aufsuchen. Er ist ein Indienkenner. Bitte,
kommen Sie!"
SHINUN führte seinen Gast durch einen langen Gang. Als sie vor der Tür
zu O SEMIOs Unterkunft standen, meldete SHINUN sich und seinen Gast an. Kurz darauf
betraten sie den Raum. O SEMIO sah noch sehr jung aus. Seine große, vorgewölbte
Stirn mit den langen Locken ließ auf Wissen schließen. O SEMIO bot
seinen Besuchern an, Platz zu nehmen und SHINUN erklärte ihm, was sie wissen
wollten. Dann wandte sich der Außerirdische an Martin Berger und sagte:
"Vor einigen tausend Jahren war Indien ein von uns bevorzugtes Land.
Wir haben es oft besucht. Selbstverständlich haben wir die indische Bevölkerung
stark beeinflußt. Sie müssen wissen, Herr Berger, daß wir
besonders gern solche Länder und Menschen aufsuchten, die sich bereits
mit Religion befaßt hatten. Solche Menschen sind leichter zu leiten,
als atheistische und ungläubige Besserwisser. Das Himalajagebiet liegt
sehr hoch und ist deshalb für unsere schwierigen Landungen günstiger.
Die indische Bevölkerung hat uns - die wir aus der Höhe kamen
- immer für Götter gehalten. Als sie uns herabkommen sahen, nahmen
sie an, daß wir - ich spreche von unseren Vorfahren - unseren Göttersitz
hoch oben auf den unerreichbaren Höhen der höchsten Berge hatten,
die von keinem damaligen Menschen erreicht werden konnten. Aus diesem Grunde
tauften diese Menschen das Himalajamassiv 'Thron der Götter'."
Martin hatte interessiert zugehört. Uralte Geheimnisse fanden plötzlich
ihre Erklärung. "Trugen die außerirdischen Besucher Raumanzüge
und Schutzhelme?", fragte Martin. O SEMIO lächelte wohlwollend und antwortete:
"Gewiß, sie trugen grüne Raumanzüge, ähnlich den
heutigen. Auch trugen sie einen Helm auf ihrem Kopf. Später haben sie
auf die Schutzmaske verzichtet. Das Gesicht war nur zu Beginn der Besuche
durch einen Helm, ähnlich einer Taucherglocke geschützt. Die Atmosphäre
in einer Höhe von 5.000 m und darüber kommt unserer Atmung sehr
entgegen. Schließlich haben unsere Vorfahren eine sehr praktische Erfindung
gemacht. Sie konstruierten einen kleinen Nasenfilter, den man in die Nasenöffnung
steckte. Das Gerät genügte vollkommen für einen Aufenthalt
von vielen Stunden."
"Sehr interessant", sage Martin, "jetzt verstehe ich auch den sogenannten 'Höhenkult'".
"Ja, ganz recht", sagte O SEMIO. "Je höher die Berge sind, desto
besser eignen sie sich für unsere Landungen. Aus diesem Grund haben wir
speziell die hohen Berge bevorzugt, z. B. auch die Anden in Peru, das Bergmassiv
von Sinai und die Rocky Mountains in Nordamerika. Wir fühlen uns in sauberer,
dünner Luft am wohlsten, weil sie der Luft unseres Heimatsterns ähnlich
ist."
"Es scheint mir, daß es vor vielen tausend Jahren einen sehr regen außerirdischen
Flugverkehr auf der Erde gegeben hat", sagte Martin.
"Ja, das stimmt. Das kann man so sagen", betonte O SEMIO. "Wir haben
uns immer bemüht, unseren Brüdern und Schwestern auf der Terra zu
helfen."
"Auf der Erde betrachtet man dagegen alles Außerirdische als einen potentiellen
Feind", sagte Martin ärgerlich.
"Ja, das wissen wir", sagte O SEMIO. "Aber wessen Feinde sind wir eigentlich?
Es kann sich nur um eine Clique handeln, die uns als Feinde betrachtet. Die
Völker selbst sind nicht unsere Feinde. Ich wüßte auch nicht,
daß wir uns jemals als Feinde benommen haben. In Wirklichkeit sind wir
eine Art 'Weltraumpolizei'. Wie können wir da Feinde sein? Die Polizei
ist doch ein Helfer."
"Man kann den Völkern eine imaginäre Feindschaft so lange einreden,
bis sie tatsächlich glauben, daß es Feinde gibt. Ich weiß definitiv,
daß sich auf der Erde Völker bekämpfen, ohne sich überhaupt
näher zu kennen", sagte der Journalist. "Schlimmer noch", sagte O SEMIO. "Die Menschen auf der Terra bekämpfen
sich auch dann, wenn sie einer Rasse oder einer Nation angehören. Beispiel
Deutschland: Erst waren alle einig und dann wurden sie grimmige Feinde. Es
wurde eine Grenze gezogen, wie sie schlimmer kaum sein kann. Das alles nur
durch entsprechende Beeinflussung."
"Woher kommt es, daß man in Indien so viele Götter verehrt?", fragte
Martin. "Ich denke, daß diese Menschen durch Außerirdische eine gesunde
Religion erhalten hätten?
"Das hängt mit dem technischen Unverständnis zusammen", erklärte
O SEMIO. "Ohne eine Ausnahme waren die Erdenmenschen noch nie in der Lage,
die Technik unserer Raumfahrt zu begreifen. Deshalb stellte man auch immer
falsche Mutmaßungen an.
Was sich mit den Erfahrungen und Gesetzen der Materie nicht in Einklang
bringen ließ, wurde religiös gedeutet.
Wir vertreten einen UNIVERSELLEN GLAUBEN, aber wir sind keine Götter!
Ich bin fest davon überzeugt, daß es überhaupt keine Götter
gibt, sondern nur einen SCHÖPFER, den wir den GROSSEN PLANER nennen.
Die Bezeichnung 'Götter' gibt es nur auf der Terra. In unserem Vokabular
ist dieser Begriff gar nicht enthalten."
Martin überlegte einen Augenblick und sagte: "Sicher hat man die damaligen
Außerirdischen deshalb für Götter angesehen, weil man ihnen aufgrund
ihrer Verhaltensweise überirdische Kräfte zuschrieb. Sie waren den Menschen
überlegen, so daß man nicht daran zweifelte, daß diese Götter,
die vom Himmel kamen, Einfluß auf die Geschicke der Menschen nehmen konnten."
O SEMIO nickte anerkennend mit dem Kopf. "Ja, das ist es. Sie haben
Recht. Doch heute sind wir in den Augen der Erdenmenschen keine Götter
mehr, sondern das Gegenteil – nämlich gefährliche Übermenschen,
denen nicht zu trauen ist."
"Haben die Inder von den Besuchern aus dem All gelernt?", wollte Martin wissen.
"O ja. Wir haben immer die Kulturen beeinflußt. Es lag aber nicht
in unserer Absicht, einen Kult zu fördern, wie er auf der Terra entwickelt
worden ist", sagte O SEMIO. Wir haben den Indern viele Geheimnisse der Magie
verraten und haben sie auch in der Gedankenübertragung unterwiesen. Die
Lamas in Tibet haben manche Geheimnisse aus dieser Zeit bewahrt."
"Warum wurden diese erfolgreichen Verbindungen mit den Erdenmenschen eingestellt?",
fragte Martin weiter. O SEMIO strich sich über sein langes, gewellter Haar
und sagte langsam:
"Ja, das ist so eine Sache. Als wir sahen, daß die Priester einen
unnatürlichen Kult daraus machten und fanatisch wurden, haben wir uns
zurückgezogen. Die Kontakte wurden eingeschränkt. Heute gibt es
immer noch einige Jogis, die sich unserer Magielehren bedienen."
"Was ist Magie?", fragte Martin.
"Magie ist eine der gewaltigsten URKRAFTQUELLEN", referierte O SEMIO.
"Magie ist die praktische Anwendung von Naturgesetzen, die nicht
direkt zur Materie gehören, aber mit der Materie korrespondieren.
Diese ENERGIEN sind nicht zu unterschätzen! Die Schwerkraft gehört
auch dazu, weil sie magisch beeinflußt werden kann. Die Levitation ist
dafür ein Beispiel. Für uns ist die Levitation eine Selbstverständlichkeit.
Auch die Levitation hat ihren Anteil am Götterglauben. Hinzu kommt, daß
wir einen Gürtel tragen, aus dem feurige Strahlen herausschießen,
die uns in helles Licht tauchen", fügte SHINUN hinzu. "Das alles war
und ist für die Erdenmenschen mystisch und unbegreiflich. Um es noch
einmal ganz klar zu sagen:
Wir sind keine Götter, aber wir sind die Vollstrecker des göttlichen
WILLENS!"
Martin schluckte, sagte aber nichts. Nach einer Pause nahm O SEMIO das Gespräch
wieder auf und sprach:
"Indien hat eine große Rolle gespielt. Wir haben seinerzeit versucht,
die sehr religiös veranlagten Menschen zu belehren. Aber wir standen
einer fanatischen Primitivität gegenüber. Schließlich war
es uns geglückt, die entscheidende Lehre von der unsichtbaren INTELLIGENZ
zu verbreiten. Es ist sehr wichtig, daß man das Unsichtbare ebenfalls
studiert. Die Lamas in Tibet hatten uns verstanden, aber von ihrer Göttervorstellung
waren sie so beeinflußt, daß sie nie wieder davon loskamen."
"Große Erkenntnisse sind nicht nur für einen einzelnen Menschen bestimmt,
auch nicht für ein einzelnes Volk. Große Erkenntnisse gehören
der gesamten Menschheit!", sagte der Journalist und wunderte sich selbst
über seine eigenen Worte.
"So ist es", antwortete O SEMIO. "Damit ist gemeint, daß es sich
nur um eine Menschheit handeln kann, die im ganzen Universum zu Hause ist.
Wir SANTINER besitzen große Erkenntnisse, die für alle Menschen
im Universum bestimmt sind. Darum setzen wir auch alles daran, diese Erkenntnisse
von Stern zu Stern zu verbreiten."
"Was für Erkenntnisse?", fragte Martin. O SEMIO schaute Martin fest in die
Augen und sprach:
"Erstens, daß es einen bewußten, denkenden GROSSEN PLANER
gibt, der das Universum kontrolliert und lenkt.
Zweitens, daß der Mensch mit diesem GROSSEN PLANER verwandt
ist und auch sein Partner sein kann.
Drittens, daß der geistige Mensch unsterblich ist.
Viertens, daß jedem Menschen im Laufe vieler Reinkarnationen
das ganze Universum zur Verfügung steht.
Fünftens, daß der Mensch in seiner ständigen Entwicklung
alles Negative zu meiden und das Positive zu fördern hat.
Wir haben großen Einfluß auf die Religionen der Terra gehabt.
Auch die buddhistische Religion hat sich viel nach unseren Lehren gerichtet.
Was die 'Götter' sagten, hielt man für richtig. Doch leider haben
uns die Inder falsch verstanden. Sie nahmen an, daß sie das Leiden bekämpfen
müssen, auch wenn es autosuggestiv ausgeschaltet wird. Doch wir haben
ganz etwas anderes damit gemeint. Unsere Belehrung sagt, daß der Mensch
das Leiden bekämpfen muß, indem er keine unnötigen Leiden
verursacht. Der Mensch muß mehr Verständnis für das Leiden
anderer Menschen haben. Wenn der Mensch aber das Leiden an sich bekämpft,
stumpft er ab. Das ist nicht in unserem Interesse. Es geht ja nicht nur um
das körperliche Leiden, sondern um das geistige, das seelische Leiden.
Diese Empfindungen sind viel qualvoller!"
"Haben Ihre Vorfahren den Völkern gelehrt, daß der Mensch bei seiner
Wiederverkörperung als Mücke, Affe oder als eine Kuh zurückkehrt?",
frage Martin.
"Nein, ganz und gar nicht", sagte O SEMIO. "Der Mensch hat solche Verkörperungen
noch nie durchgemacht und er wird sie auch nie durchmachen. Die menschliche
Seele steht über der Seele der Tiere. Die Tierwelt diente zur Entwicklung
des physischen Körpers des Menschen, doch nur solange, wie es sich noch
nicht um einen Menschen handelte. Diese Entwicklung läuft mit der Entwicklung
anderer lebensfähiger Planeten parallel.
Eine menschliche Seele wird erst dann inkarniert, wenn der physische
Körper so weit entwickelt ist, daß er eine menschliche Seele
aufnehmen kann. Wie könnte je eine Mücke, ein Affe oder eine
Kuh eine menschliche Seele aufnehmen? Das ist Blasphemie!"
SHINUN wandte sich an O SEMIO und sagte:
"Wir müssen jetzt noch einmal zum Kommandanten. ASHTAR SEHREN will
unbedingt noch einmal mit unserem Gast sprechen, bevor er uns wieder verläßt."
Sie erhoben sich von ihren Plätzen.
Martin bedankte sich bei O SEMIO für die interessante Unterhaltung, die
sein Wissen wiederum bereichert hatte. O SEMIO grüßte sehr höflich
und sagte zum Abschied:
"Vergessen Sie bitte nicht, Herr Berger, daß der größte
Kampf, den die Menschheit zu führen hat, der Kampf gegen den Irrtum und
die Unwissenheit ist. Das sind die größten Feinde des Fortschrittes,
der Erleuchtung und des Friedens. –