Was uns Veritas sagt

- 7 - Was uns VERITAS sagt... (4) Ich war der Ansicht, daß der Durchschnittsmensch sich nicht mit dem Tode abfinden kann und aus diesemGrunde sich eine Unzahl von Philosophien und Theologien geschaffen hat. Alle diese Philosophien tragen den Stempel: Die furchtbare Angst vor dem Tode. Die Theologie sei jedoch eine Zuflucht vor der Todesangst, also ein schwacherTrost. Doch zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, welche keine Spur von Todesfurcht gezeigt haben; sie waren Anhänger einer thematischen Religion, sie waren Träger dieser Religion. Sie waren bereit, für diese Religion ihr Leben zu lassen. Schaut man diesen Menschen tief ins Herz, so stellt sich immer heraus, daß sie überzeugt worden sind , das heißt, sie haben die Wahrheit erkannt , welche ihnen verkündet, daß es keinenTod gibt. Diese Überzeugung haben die Gründer der Religion immer aus dem Transzendenten gewonnen, sie waren in der Lage, aufgrund einer Medialität aus dem tiefen Brunnen der Erkenntnis zu schöpfen. Doch die Menschen, welchen es versagt ist , aus diesemBrunnen des transzendenten , aus diesem Brunnen der Erkenntnis zu schöpfen, behaupten steif und fest, daß dieserBrunnen leer ist. Fast alle Menschen sind auf ein bestimmtes Maß der Wahrnehmung angewiesen, und es gibt nur wenige unter ihnen, welche dieses Maß überschreitenkönnen. Wenn es allenMenschen möglich wäre, ins Transzendente vorzustoßen, so würden heute keine Zweifelmehr bestehen können, daß die Seele ewig lebt. Der heutige Mensch ist völligmateriell, er ist seiner Wahrnehmungsmöglichkeit beraubt. Der Mensch ist das Opfer von Giften, Säuren, Ausschweifungen, Disharmonien und politischen Ängsten. Er nimmt darum nur noch wahr, was rein materiellerNatur ist - allesGeistige liegt jenseits seiner Natur, jenseits seiner selbstgezogenenGrenze. Doch wer über diese Grenze zu schreiten vermag, der wird heimlich beneidet - und darum verleugnet. • Die Philosophie ist dergrößte Feind der objektiven Wahrheit. Dieses Faktum habe ich in der geistigen Weltmit großem Entsetzen festgestellt. Es ist daher verständlich, wenn ein Berufskollege, wie Voltaire1 , gesagt hat: "Ich fange an, größerenWert auf Leben und Glückseligkeit zu legen, als auf Wahrheit." Höchste, gesetzmäßige Ordnung und Vernunft sind untrennbar mitGott vereinigt und kann durch kein menschliches Denken je ersetzt werden. DochGott ist für die Erdenmenschheit eine unüberwindliche Klippe, die nicht eher übersprungen werden kann, bis sie nicht vom althergebrachten Kirchenglauben zumwahren, logischen Denken kommt. • Die Logik darf nicht durch Vermutungen und Theorien vergewaltigt werden! Der Theologe sagt: " Gott hat das Universum geschaffen." - Wer hatGott geschaffen? Hier haben wir die Kernfrage des gesamten Weltatheismus, die dieser nicht beantworten kann. Und doch gibt es auch hierfür eine klare Gewißheit, die man im Jenseits nach und nach erwirbt. 1 Voltaire , eigentlich François Marie Arouet, geboren Paris 21.11.1694, gestorben 30.5.1778, französischer Schriftsteller und Philosoph. Einer der Hauptvertreter der französischen Aufklärung, unter anderem Mitarbeit an der Enzyklopädie Diderots und d'Alemberts; ab 1746 Mitglied der Académie Française. Von seinen literarischen Werken sind der Roman "Candide oder Die beste Welt" (1759) sowie das Drama "Mahomet der Lügenprophet" (1742) in die Literaturgeschichte eingegangen.

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